"Nach der Revolution"

Gesehen von Jörg Taszman · 29.05.2013
Kairo im Februar 2011: Bewaffnete Reiter des Mubarak-Regimes greifen die Protestler auf dem Tahrir-Platz an, unter ihnen ist Mahmoud. Doch er fällt vom Pferd und wird von den Demonstranten verprügelt. Regisseur Yousry Nasrallah gibt einen interessanten Einblick in die komplexe Situation Ägyptens vor und nach der Revolution.
Es gibt politische Filme, die werden von ihrer Zeit fast überholt. Mit einem Jahr Verspätung in den deutschen Kinos, kehrt der "Nach der Revolution" an die Ursprünge der ägyptischen Revolution zurück. Der 1952 in Kairo geborene Regisseur Yousry Nasrallah, einst ein Schüler des wohl bekanntesten ägyptischen Filmemachers Youssef Chahine, benutzt die Ereignisse am Tahrir Platz zwischen Januar und Oktober 2011 als Klammer für seinen komplexen Film.

Am 2. Februar griffen dem Mubarak-Regime treue Kamel- und Pferdereiter die Demonstranten auf dem Platz an. Unter ihnen ist im Film auch Mahmoud, der jedoch vom Pferd fällt und von den Demonstranten verprügelt wird. Daraufhin wird er auch von seinen Kollegen verspottet.

Einige Tage später fällt er der jungen Revolutionärin Reem auf, die eigentlich in der Werbebranche arbeitet, aber für eine NGO auch Wohltätigkeitsdienste leistet. Reem, die aus einem wohlhabenden Viertel in Kairo stammt, ist voller Idealismus, will die Klassengegensätze aufheben und versucht Mahmoud nicht nur zu helfen, sondern auch politisch aufzuwecken. Als zwischen beiden dann auch eine kurze Romanze entsteht, sehen sich Reem und Mahmoud mit starken Widerständen konfrontiert ...

Regisseur Yousry Nasrallah versteht es in seinem sehr neorealistischen Film, diverse Akteure der Revolution und Gegenrevolution zu etablieren. Seinen Fokus richtet er dabei vor allem auf gebildete, engagierte Frauen und die vom Regime vernachlässigten Reiter unweit der Pyramiden, die einst ihr Einkommen im Tourismus fanden, nun aber arbeitslos und verbittert sind.

Der packende und sehr wortlastige Film verschafft dem Zuschauer einen interessanten und originellen Einblick in die komplexe und widersprüchliche Situation der Ägypter während und nach den Kämpfen am Tahrir Platz (Im Französischen heißt der Film dann auch treffender "Nach der Schlacht").

Weniger gelungen dagegen ist die Liebesgeschichte, die einfach nicht nachvollziehbar ist. Dennoch ein nicht nur interessanter, sondern durchaus sehenswerter Film!

Ägypten/Frankreich 2012. Regie: Yousry Nasrallah. Mit: Bassem Samra, Menna Shalabi u.a. Länge: 129 Minuten

Filmhomepage "Nach der Revolution"