Nach dem Verzicht auf das Amt des Außenministers

"Schulz ist nicht freiwillig gegangen – er musste gedrängt werden"

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz steht am 24.09.2017 in Berlin in der Parteizentrale der SPD auf der Bühne. Hinter ihm steht Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD).
In erbittertem Machtkampf: Martin Schulz und Sigmar Gabriel © dpa / picture alliance / Kay Nietfeld
Klaus Remme im Gespräch mit Hans-Joachim Wiese · 09.02.2018
Martin Schulz beugt sich dem Druck und zieht sich zurück vom angestrebten Ministerposten im Auswärtigen Amt. Aus seiner Partei gibt es viel Zustimmung zu diesem Schritt - doch wer den Posten nun besetzen wird, ist unklar.
"Es gab Vorbeben", meint der Journalist Klaus Remme, nachdem Martin Schulz seinen Verzicht auf das Amt im Außenministerium bekannt gab.
Viele Genossen hätten den Eindruck gehabt, Schulz habe persönliche Ambitionen vor das Interesse der Partei gestellt. Das, so Remme, habe das Fass zum Überlaufen gebracht, nachdem es in der Partei schon lange rumorte und man dort immer unzufriedener mit dem Noch-Vorsitzenden wurde. Remme sagt zugleich:
"Schulz ist nicht freiwillig gegangen – er musste gedrängt werden!"
Weniger eine Rolle gespielt habe aber Sigmar Gabriel, der ihm in einem Interview Wortbruch und Respektlosigkeit vorgeworfen hatte, schätzt Remme ein.
"Schulz ist am parteiinternen Widerstand gescheitert. Gabriel hat in diesem Interview Frust abgelassen, der sich über Monate angestaut hatte."

"Die faszinierende Frage wird die Besetzung des Auswärtigen Amtes"

Schulz habe schlicht zu viele Fehler gemacht, schon im Wahlkampf, aber auch in den Wochen und Monaten, die auf die Wahl folgten, meint Remme. Er sagt über die Stimmung in der SPD nach dem Rückzug:
"Die Erleichterung ist mit den Händen zu greifen!"
Dass Andrea Nahles trotzdem von Schulz den Parteivorsitz übernehmen wird, daran hat Remme keinen Zweifel. Und:
"Die faszinierende Frage ist die Besetzung des Auswärtigen Amtes - es ist bei weitem kein Selbstläufer, dass Sigmar Gabriel quasi automatisch wieder an die Position eins rückt."
Durch das Interview habe er sich keine neue Freunde gemacht – und diese Zahl hielte sich ohnehin in Grenzen.
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