Nach dem Bruch mit Geldgeber-Troika

"Griechenland droht der Staatsbankrott"

Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis bei einer Pressekonferenz in Athen. Dijsselbloen trägt einen Kopfhörer. Im Hintergrund ist die Europa-Fahne.
Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis in Athen © Aris Messinis, AFP
Michael Theurer im Gespräch mit Julius Stucke · 31.01.2015
Der internationale Finanzmarkt ist nun für Griechenland die einzige Alternative zur EU, seine Staatsschulden zu finanzieren. Der FDP-Wirtschaftspolitiker Michael Theurer allerdings bezweifelt, dass das klappt. Das Land habe kaum andere Möglichkeiten als das Rettungspaket.
Nach der griechischen Aufkündigung der Zusammenarbeit mit der Troika aus Kontrolleuren der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) warnt FDP-Präsidiumsmitglied Michael Theurer vor einem drohenden Staatsbankrott.
"Die Alternative zu einer verhandelten Hilfe gegen Auflagen ist ja, dass sich Griechenland an den internationalen Finanzmarkt wenden muss", sagte Theurer im Deutschlandradio Kultur. Der liberale Europapolitiker bezweifelte, dass Griechenland dort das nötige Geld zur Verlängerung der Altschulden erhalten wird. "Da kommen Chinesen, Amerikaner, Russen in Frage, es ist fraglich ob das klappt". Regierungschef Alexis Tsipras stehe vor der Wahl, „"ob er die Hilfen der Eurogruppe annimmt oder sich dem internationalen Finanzmarkt ausliefert". Griechenland müsse sich aber an die Verträge halten, so der wirtschaftspolitische Sprecher im FDP-Präsidium.
21,5 Milliarden Euro drohen den deutschen Steuerzahlern bei einem Schuldenschnitt
Theurer rät zu Gelassenheit, aber auch zur Aufrechterhaltung der mit den Rettungspaketen verbundenen Auflagen. Ein Schuldenschnitt berge die Gefahr, dass der deutsche Steuerzahler in Höhe von 21,5 Milliarden Euro einspringen müsse, „wenn wir 40 Prozent der griechischen Staatsschulden erlassen." Eine Verlängerung der Tilgungszeiträume für die griechischen Schulden sei denkbar, sagte der FDP-Politiker. Das Hauptproblem Griechenlands seien aber nicht die Altschulden, sondern ein nicht ausgeglichener laufender Haushalt. „Griechenland ist praktisch permanent auf einen Zufluss an Krediten angewiesen, ansonsten bricht der Staat dort zusammen", warnte Theurer. "Die Geschwindigkeit gibt jetzt der Finanzmarkt vor," was „wahrscheinlich zu einem Staatsbankrott führt". Ministerpräsident Tsipras habe es jetzt "selbst in der Hand, ob er die Tür zum Euro zuschlägt." Ein griechisches Ausscheiden aus dem Euro werde aber zu einem gravierenden Abwertungsschock der neuen Währung, verteuerten Importen und noch größerer Not führen.
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