Nach dem Attentat von Las Vegas

"Jeder Täter ist ein Symptom der Gesellschaft"

In Las Vegas haben Menschen zum Gedenken an die Opfer des Attentats auf ein Musikfestival Blumen und Briefe auf die Straße gelegt.
In Las Vegas haben Menschen zum Gedenken an die Opfer des Attentats auf ein Musikfestival Blumen und Briefe niedergelegt. © AFP / Robyn Beck
Die Journalistin Caroline Fetscher im Gespräch · 05.10.2017
Nach Attentaten wie in Las Vegas wird nach dem Motiv geforscht: Wer war der Mensch, der abdrückte? Stephen Paddock scheint uns Rätsel aufzugeben - und doch finden wir biografische Anhaltspunkte. Die Journalistin Caroline Fetscher hat sich online auf Spurensuche begeben.
Nach dem Massaker in Las Vegas ist das Motiv des Todesschützen noch immer offen. Die Journalistin Caroline Fetscher hat sich online auf Spurensuche begeben, um die Hintergründe der Tat zu beleuchten. Oft heiße es, der Täter sei doch ein so unauffälliger und freundlicher Mensch gewesen, doch das stimme nie, meinte Fetscher. Die Journalistin recherchierte vornehmlich in den Onlinearchiven von US-Tageszeitungen und rekonstruierte so die Familiengeschichte des Attentäters bis ins 19. Jahrhundert.
Entscheidend ist für Fetscher der schwerkriminelle Vater des Mörders. Dessen Schicksal wurde dem Kind allerdings verheimlicht, erst später erfuhr er die Wahrheit über ihn. Dadurch habe der Täter früh extreme Traumata erlitten. Doch kann man auch dieses extreme Verbrechen aus der tragischen Familiengeschichte folgern?
Caroline Fetscher
Caroline Fetscher© Deutschlandradio / Manfred Hilling
Nein, meinte Caroline Fetscher, denn auch eine noch so problematische Kindheit führe nicht zwangsläufig zu Verbrechen. Und doch ist die Lebensgeschichte reizvoll in ihren Augen, denn jeder Täter sei ein Symptom der Gesellschaft. In Bezug auf die Tat in Las Vegas sagte Fetscher:
"Das ist ein Mikroverbrechen, in dem sich die Makroverbrechen der Welt spiegeln."
Wie zu erwarten hat das Las-Vegas-Massaker auch die Debatte um die US-amerikanischen Waffengesetze wiederbelebt. Der Chef der demokratischen Partei im Senat, Schumer, forderte in einer Rede "vernünftige Reformen" der Gesetze. Selbst Präsident Trump, weithin bekannt als Waffenbefürworter, erklärte diese Woche, dass man "mit der Zeit über die Waffengesetze sprechen" wolle. Die Journalistin Caroline Fetscher nannte den Umgang mit Waffen ein "pathologisches Symptom" der US-amerikanischen Gesellschaft.