NABU-Präsident Olaf Tschimpke

Fridays for Future ist "absolut wichtig"

06:33 Minuten
05.03.2019, Berlin: Olaf Tschimpke, Nabu-Präsident, beantwortet auf einer Pressekonferenz zur ersten Umweltbilanz nach einem Jahr große Koalition Fragen von Journalisten.
Wir können uns nicht länger durchwurschteln: NABU-Präsident Olaf Tschimpke fordert von der Politik entschlosseneres Handeln. © picture alliance/Wolfgang Kumm/dpa
Moderation: Ute Welty · 15.08.2019
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Nach 16 Jahren Amtszeit wird NABU-Präsident Olaf Tschimpke nicht erneut zur Wahl antreten. Einiges sei erreicht worden, bilanziert er die umweltpolitische Situation in Deutschland. Doch jetzt sei die Politik in der Pflicht.
Der langjährige NABU-Präsidenten Olaf Tschimpke hat über Jahrzehnte die deutsche Umweltpolitik mit begleitet und will sich im November nicht mehr zur Wiederwahl stellen. "Wir haben einiges erreicht, nur es reicht nicht aus", bilanziert er die Situation in Sachen Klima- und Naturschutz. Vor allem gebe es derzeit die Chance, eine Zeitenwende herbeizuführen – auch durch die Aktivität der jungen Fridays-for-Future-Bewegung. Deren Engagement sei "absolut wichtig", betont Tschimpke, weil dadurch Öffentlichkeit für das Thema geschaffen und politischer Druck aufgebaut würde.
"Auch die Politik handelt ja nicht aus Erkenntnis und weil die Wissenschaft so wunderbare Erkenntnisse vorgelegt hat, sondern sie handeln immer erst dann, wenn auch ein gewisser politischer Druck vorhanden ist und man glaubt, auch politische Mehrheiten für Veränderungen zu haben."

Es kommt vor allem auf die Politik an

Was tatsächlich gelebten Umweltschutz angeht, gehe die Schere zwischen Erkenntnis und Handeln immer noch weit auseinander, so Tschimpke. Der Einzelne könne einiges tun: Mehr regionale und ökologische Produkte kaufen, bewusster reisen und insgesamt weniger konsumieren beispielsweise. "Aber am Ende ist es entscheidend, dass die politischen Rahmenbedingungen verändert werden, und dazu braucht es große Organisationen."
Zum Beispiel sei es "unmöglich", dass der Flugverkehr keine Kerosinsteuer zahlen müsse. "Deswegen gibt es Verzerrungen", sagt Tschimpke. "Und da muss es politische Veränderungen geben."
Auch in der Agrarpolitik sei ein Umdenken notwendig. Denn Naturschutz sei nur mit einer anderen Agrarpolitik zu erreichen. Bisher herrsche allerdings in der EU-Agrarpolitik "Mutlosigkeit", kritisiert der NABU-Präsident. "Da will man sich einfach durchwurschteln. Und das geht halt nicht mehr."
Die Lösungen lägen auf dem Tisch, betont Tschimpke. "Sie müssen nur durchgesetzt werden."
(uko)
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