Mythos Dezemberschnee

Weiße Weihnachten - warum glauben wir dran?

Zahlreiche "Schneekugeln" stehen in Wien in einem Raum des Familienunternehmens Erwin Perzy. Seit mehr als 100 Jahren produziert die Familie Perzy im 17. Wiener Bezirk "Schneekugeln", die bei Kindern Verzückung und bei den erwachsenen Besitzern schöne Erinnerungen auslösen.
Schnee gehört unbedingt zu Weihnachten - weniger meteorologisch als in unserer Imagination. © picture alliance / dpa / Christian Fürst
Thomas Macho im Gespräch mit Max Oppel · 22.12.2015
Früher war mehr Schnee, sagen viele und gucken verächtlich in unsere graue Dezemberlandschaft. Dabei stimmt das gar nicht, sagt der Kulturwissenschaftler Thomas Macho. Die weiße Weihnacht sei eher eine Modeerscheinung.
Schnee an Weihnachten und kniehoch dazu - das sei ein weit verbreiteter Bestandteil von Weihnachtsmythen, sagt Thomas Macho, Professor am Institut für Kulturgeschichte an der Berliner Humboldt-Universität. Die Mythen würden genährt von beliebten Liedern wie "White Christmas" oder entsprechenden Filmen. Interessant sei, dass sich die Bilder aus den Filmen mit Erinnerungen vermischten, so dass Menschen am Ende tatsächlich glaubten, früher habe mehr Schnee an Weihnachten gelegen.
Dass die Idee der weißen Weihnacht so beliebt sei, habe auch symbolische Gründe. "Das hat etwas zu tun mit der Idee des Neuanfangs. Der Schnee ist so weiß." Außerdem lasse er die Umwelt tatsächlich heller erscheinen, weil die Kristalle Licht reflektierten.
In der Weihnachtsgeschichte beispielsweise komme Schnee gar nicht vor. Auch sei es vielen Kirchenoberen früher unsinnig erschienen, ein so großes Geburtstagsfest für Jesus auszurichten. Der Hype um Weihnachten sei erst mit der Zeit entstanden.
Für Macho ist das aber kein Grund, vom Ideal des schneereichen Festes abzulassen. Man könne ruhig weiter davon träumen. Aber lieber "mit einem Augenzwinkern" und dem Wissen, dass es nicht schlimm sei, wenn es mal nicht klappt.
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