Muttersohn

Von Sigried Wesener · 19.07.2011
Ein neues Opus des inzwischen 84jährigen Schriftstellers. Eindringlich und komisch wird darin Leben zwischen Vorkriegszeit und Jahrtausendwende im katholisch geprägten Süddeutschland erzählt. Im Mittelpunkt der Krankenpfleger einer psychiatrischen Anstalt, Anton Percy Schlugen.
Er ist einer der produktivsten Schriftsteller in diesem Land. Eben hat er den dritten Band der Tagebücher (1974-1978) herausgebracht und quasi als Vorspiel die Novelle "Mein Jenseits" veröffentlicht, da liegt seit dem Wochenende ein 500-Seiten-Roman in den Buchhandlungen.

Martin Walser ist einer der wichtigsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur und verläßlicher Chronist der Mittelstandsbürgerwelt der Bundesrepublik. Dazu hat er mit seinen Einsprüchen zur Zeit Debatten ausgelöst, sich in die Liebeswelt des alten Goethe eingedacht, und er überraschte als Balladendichter. Seine Romanfiguren sind häufig von Glück und Erfolg vernachlässigt, den eigenen Lebensansprüchen nicht gewachsen.

Der neue Roman "Muttersohn" erzählt die Geschichte von Anton Percy Schlugen, der Pfarrhäuser und Anstalten zwischen Donau und Bodensee durchwandert hat und Krankenpfleger in der Psychiatrie wird. Wie seine Mutter Fini, eine Schneiderin, die Goethes "Iphigenie" vor sich hersagen kann, Rilke-Gedichte liest und später als Terroristen-Sympathisantin entlassen wird, fühlt er sich 'geleitet' und vom Unbeweisbaren angezogen. Percy schafft es, berühmt zu werden als Kind ohne leiblichen Vater und als begnadeter Redner.
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