Muskeln und Männer im Kino

Warum Wayne und Stallone nicht die schlimmsten Machos sind

09:47 Minuten
Aufd Foto sind vier Cowboys auf Prefen zu sehen , sowie drei Hunde.
Männlichkeitsklischee geprägt durch zahlreiche Western: der einsame Cowboy. © ZDF / Mario Hötschl
Hasko Baumann im Gespräch mit Timo Grampes · 02.01.2020
Audio herunterladen
Männlichkeitsbilder werden vor allem durch Filmhelden wie Rocky geprägt, meint Regisseur Hasko Baumann. Sein Dokumentarfilm "Real Men" sei eine Liebeserklärung an die einstigen "Tough Guys". Heutige Actionhelden findet Baumann problematischer.
Ein Mann ist stark, ein Mann steht zu seinen Prinzipien, ein Mann zeigt wenig Emotionen und steht wieder auf, wenn er fällt: Dieses Bild von Männlichkeit sei einem lange beigebracht worden, meint Filmemacher Hasko Baumann – und das vor allem durch Filme. Rambo, Rocky, RoboCop, James Bond, Gladiator: Muskelbepackt kämpfen sie sich über die Kinoleinwände, zeigen uns ihre Interpretation von Maskulinität, Stärke, Selbstsicherheit und Dominanz. Posen, die wir imitieren.
In seinem Dokumentarfilm "Real Men" ist Regisseur Hasko Baumann der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Kinohelden auf das Männlichkeitsbild und das männliche Selbstbild haben. Dafür reiste er nach New York, Wien, London, Los Angeles und ins nördlichste Kalifornien zu "echten Cowboys"; führte Interviews mit Privatpersonen, Filmemachern, Bodybuildern und Action-Schauspielern. Dabei zeigt der Film auch Bewunderung für die Figur des männlichen Actionhelden.

Der Mythos vom Nie-Aufgeben

"Es ist eine Liebeserklärung, eine augenzwinkernde", räumt Baumann ein. "Ich bin schon der Meinung, dass es ein problematisches Bild ist, wenn es das einzige ist, es aber neben vielen anderen, weiteren Männerbildern weiterexistieren kann und darf."
Einer der ersten Schauspieler, der das Bild vom "Tough Guy" prägte, war Humphrey Bogart. Westernhelden wie John Wayne folgten. Doch "der Name, der am häufigsten fällt, ist Sylvester Stallone – und die Figur, die am meisten auslöst, ist Rocky", sagt Baumann. "Damit können sich alle identifizieren."
Porträt vom Schauspieler und Kampsportler Scott Adkins in einer Kampfpose, mit zu Fäusten geballten Händen.
Wurde durch zahlreiche Martial-Arts-Filme bekannt: der Schauspieler Scott Adkins.© ZDF / Mario Hötschl
Wichtig seien dabei die Mythen des Nie-Aufgebens, Immer-Wieder-Aufstehens, aber auch eine eindeutige Körperlichkeit. Diese Art der Vorbilder werde "weitergelebt und reproduziert", sagt Baumann. Er glaubt nicht, dass die Zeit der Actionhelden vorbei ist. "Es ist eine Art von Film, die weiter bestehen darf."

Der Actionheld lebt weiter

Viel problematischer fände er andere Männlichkeitsbilder, die heute im Kino gezeigt werden. "Ich denke da insbesondere an Chris Pratt, Ryan Reynolds –, die finde ich wesentlich unangenehmer, die verkaufen nämlich über so einen jungenhaften Charme eine – da passt das Wort wirklich – toxische Maskulinität. Wie Chris Pratt in fast all seinen Filmen Frauen behandelt, insbesondere in 'Jurassic World'-Filmen oder in 'Passengers', wo er so eine Stalker-Fantasie auslebt, finde ich eine viel problematischere Figur und eine viel erfolgreichere als diese Nischen-Actionfilmhelden wie Scott Adkins."
Die Zeit der brachialen Helden sei jedenfalls nicht gänzlich vorbei, da ist Baumann sich sicher. Vielmehr würde "diese Art von Filmen" wieder zurückkehren, beispielsweise in Form von "John Wick"-Actionfilmen, in denen Keanu Reeves einen Auftragskiller spielt. Diese "endlose Parade von Gewaltszenen" sei schon drei Mal Blockbuster gewesen. Woran das liegt, mag ich nicht zu sagen. Ich wundere mich sogar ein bisschen."
(lkn)

"Real Men", Arte, Sonntag, 29.12.19, 22:15 Uhr, und in der Arte-Mediathek.

Mehr zum Thema