Musikfestspiele Dresden

Mephistophelische Musik von Hector Berlioz

Zeichnung, die den französischen Komponisten Hector Berlioz beim Dirigieren eines Chores zeigt
Berlioz dirigierte etliche Aufführungen seines "La Damnation de Faust", doch das Publikum zeigte sich verschreckt. © imago/United Archives
Moderation: Ulrike Klobes · 02.06.2018
Für Zeitgenossen war das Werk von Hector Berlioz reines Teufelszeug: Keine Oper, kein Oratorium, eher eine Sinfonie-Kantate – der Komponist sprengte alle Genregrenzen. Ein Werk voller mephistophelisch-faszinierender Musik, das damals wie heute vor allem konzertant aufgeführt wird.
Der französische Komponist Hector Berlioz kannte Goethes Hauptwerk in der Übersetzung von Gérard de Nerval – es löste bei ihm und den intellektuellen Kollegen ein regelrechtes Faust-Fieber aus. Dieses Genie, hin- und hergerissen zwischen neugieriger Kühlheit und leidenschaftlicher Neugier, Größe und Elend eines Wissenden, der die Grenzen seiner Welt überschreitet und dabei dem Phänomen Liebe doch nicht gewachsen ist.

Höllenritt durch alle Genres

Zuerst plante Berlioz eine Schauspielmusik, die aber im Goethekreis wenig positiven Anklang fand. Daraufhin zog Berlioz das Projekt zurück und ließ das Werk fast anderthalb Jahrzehnte liegen, bis er sich vom Stoff treiben ließ und weiterkomponierte – dabei sprengte er alle Genregrenzen und schuf mit "La Damnation de Faust" eine "Legende in vier Teilen" samt Epilog.
Der französische Komponist Hector Berlioz in einer zeitgenössischen Darstellung
Hector Berlioz geriet in ein regelrechtes Faust-Fieber.© picture-alliance / dpa
Das Publikum damals zeigte sie verschreckt. Berlioz dirigierte etliche Aufführungen, aber das Werk entpuppte sich als dämonisches Finanzdesaster. Heute hat das Werk einen festen und höchst anerkannten Platz im Repertoire.

Schwefelgeruch in der Semperoper

Bei den Musikfestspielen in Dresden erklingt die faszinierende Komposition in einer konzertanten Aufführung mit einer hochkarätigen Sängerbesetzung – unter anderem mit dem Bassbariton Bryn Terfel. Seine Stimme sei eine Urgewalt, ein Gemisch aus "flüssigem Erz" und "ruhig moorigen Whisky-Timbre", so die "Welt". Der Waliser scheint also eine perfekte Wahl für die Rolle des Mephistopheles. Dirigent Marc Soustrot gilt als Experte für die französische Oper – ein spannender Abend nicht nur für Opernfans.
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Bryn Terfel singt mit Leidenschaft die Rollen der Böswichter© Deutsche Grammophon/Adam Berger
Eine Aufzeichnung aus der Semperoper Dresden vom 1. Juni 2018
Hector Berlioz
"La Damnation de Faust", op. 24

Sophie Koch, Mezzosopran – Marguerite
Paul Groves, Tenor – Faust
Sir Bryn Terfel, Bassbariton – Mephistopheles
Edwin Drossely-Mercer, Bariton – Brander

MDR Rundfunkchor
Malmö SymfoniOrkester
Leitung: Marc Soustrot

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