Musikfest Berlin

08.09.2013
Zu jedem Saisonauftakt laden die Berliner Festspiele und die Berliner Philharmoniker Spitzenorchester in die Philharmonie ein. Heute präsentieren sich die Gastgeber selbst: Sir Simon Rattle dirgiert die selten zu hörende 2. Sinfonie von Witold Lutosławski.
Vor 100 Jahren wurde Witold Lutosławski geboren. Obwohl der polnische Komponist immer genannt wird, wenn es um die großen Meister des 20. Jahrhunderts geht, ist seine Musik in den vergangenen Jahren nicht sehr oft gespielt worden. Und wenn, dann am ehesten das Cellokonzert oder das für Lutosławski untypische Konzert für Orchester.

Sir Simon Rattle, der in Sachen Programm-Ideen und Repertoire-Erweiterung stets umtriebige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, widmet sich schon seit einiger Zeit verstärkt der Musik Lutosławskis und schreckt dabei auch nicht vor Werken zurück, die fast nie gespielt werden.

In diesem Konzert ist die 2. Sinfonie zu hören, die Lutosławski 1967 vollendete. Die beiden Sätze – "Hésitant" (zögerlich) und "Direct" überschrieben – stehen beispielhaft für Lutosławskis Ästhetik, die sich an der Musik Joseph Haydns und an psychologischen Erkenntnissen orientiert: Viele seiner Werke beginnen, indem einzelne Elemente fast zusammenhanglos vorgestellt werden; eine Entwicklung will nicht in Gang kommen.

Dann – die beginnende Ungeduld des Hörers ist kalkuliert – setzt in einem zweiten Teil ein sinfonischer Sog ein, der die exponierten Elemente auf oft frappierend einfache Weise miteinander verbindet und eine unwiderstehliche Dynamik entfaltet. Eine Sinfonie war für Lutosławski ein Werk, in dem ein Orchester eine für alle Hörer nachvollziehbare Großform ausfüllt. Eine Musik, die den Hörer mitdenkt – kein gewöhnlicher Anspruch für einen Komponisten dieser Epoche.

In Gustav Mahlers "Gesellen"-Liedern gibt Christian Gerhaher seine Visitenkarte als "Artist in Residence" der Berliner Philharmoniker ab.

Und mit der "Glagolitischen Messe" von Leoš Janáček kehrt Rattle zu einem Werk zurück, das er bereits vor 13 Jahren in seinem ersten Berliner Musikfest-Konzert (damals noch "Berliner Festwochen") als designierter Chef der Berliner Philharmoniker dirigiert hat.

Als Medienpartner dokumentiert Deutschlandradio Kultur das Musikfest Berlin mit acht Übertragungen.

Musikfest Berlin
Live aus der Philharmonie Berlin


Witold Lutosławski
Sinfonie Nr. 2

Gustav Mahler
"Lieder eines fahrenden Gesellen"
für Singstimme und Orchester

ca. 20:55 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Leoš Janáček
Glagolitische Messe
für Soli, gemischten Chor, Orgel und Orchester


Christian Gerhaher, Bariton
Luba Orgonášová, Sopran
Mihoko Fujimura, Mezzosopran
Stuart Skelton, Tenor
Christian Schmitt, Orgel
Tschechischer Philharmonischer Chor Brno
Berliner Philharmoniker
Leitung: Sir Simon Rattle