Musikfest Berlin

Hand- und Blendwerk

Musikfest Berlin
Musikfest Berlin © Berliner Festspiele
14.09.2014
Ein Gipfeltreffen der internationalen Spitzenorchester - das soll das Musikfest Berlin sein. Regelmäßig dabei ist des Königliche Concertgebouw-Orchesters, das diesmal mit dem scheidenden Chefdirigenten Mariss Jansons gastierte. Ein umjubelter Abend mit Musik des Jubilars Richard Strauss, einem eher selten zu hörenden Werk von Johannes Brahms und dem Solisten Leonidas Kavakos in Wolfgang Rihms atmosphärischem Violinkonzert "Lichtes Spiel".
Alljährlich werden zum Saisonauftakt in Berlin die orchestralen Kräfte gebündelt: Die Berliner Festspiele und die Berliner Philharmonie richten das Musikfest Berlin aus, das in dieser Form – als Nachfolgerin der Berliner Festwochen – nun zum 10. Mal stattfindet. Hier treffen die Klangkörper der Hauptstadt auf die führenden Orchester der internationalen Szene. Doch geht es nicht in erster Linie um eine sinfonische Leistungsschau, sondern um Konzepte. Im Gegensatz zu vielen anderen Festivals dieser Größenordnung setzt Programmchef Winrich Hopp auf klare dramaturgische Linien, vertritt konsequent das Erbe der Moderne und stellt überraschende Querbezüge her.
In diesem Jahr steht der 150. Geburtstag von Richard Strauss im Mittelpunkt – oder genauer gesagt: Strauss ist die „graue Eminenz", die als ebenso geniale wie problematische Figur auch dann ein Bezugspunkt der Konzertprogramme ist, wenn gar kein Strauss-Werk erklingt. Der Vater von Richard Strauss war Hornist, Strauss junior liebte dieses Instrument: So treten immer wieder Werke, in denen das Horn eine besondere Rolle spielt, in den Vordergrund.
An diesem Abend bringen wir die Aufnahme des Gastspiels des Königlichen Concertgebouw-Orchesters Amsterdam. Gerade hat die Abschiedssaison mit dem scheidenden Chefdirigenten Mariss Janssons begonnen.
Was dem einen sein Handwerk, ist den anderen Blendwerk. Erprobte Johannes Brahms an seinen Orchestervariationen über ein berühmtes Thema von Joseph Haydn (den St. Antonii-Choral) sein kompositorisches Handwerk, musste der Till für seine Neckereien, mit denen er den ehrenwerten Zeitgenossen einen Spiegel vorhielt, bitter büßen.
Seine Genie ermöglichte es Richard Strauss, das Leben des Till Eulenspiegel spielerisch zu beschreiben. Einmal nicht die großen (schwer verständlichen) Philosophien wählte Richard Strauss in seiner "Sinfonische Dichtung nach alter Schelmenweise in Rondeauform". Schwer und dunkel dagegen dann die andere große Tondichtung des Jubilars - "Tod und Verklärung".
Den "süßen Duft aus Märchenzeit" möchte Wolfgang Rihm mit seinem Violinkonzert "Lichtes Spiel" heraufbeschwören. "Ein Sommerstück" ist das ausgedehnt dahinfließende Werk untertitelt. Mit Leonidas Kavakos haben die königlich niederländischen Musiker einen hervorragenden Interpreten für dieses Notturno-Werk gefunden.
Als Medienpartner präsentiert Deutschlandradio Kultur im September eine ganze Reihe von Konzerten des Musikfestes Berlin, ergänzt um Diskussionen, Gespräche und Hintergründe.
Musikfest Berlin
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 06.09.2014
Johannes Brahms
Variationen über ein Thema von Joseph Haydn B-Dur op. 56a
Wolfgang Rihm
„Lichtes Spiel. Ein Sommerstück für Violine und kleines Orchester"
ca. 21.00 Uhr Konzertpause
darin: "Manchmal ist es schon zu normal..." - Honorine Schaeffer, Marc Daniel van Biemen und Christian van Eggelen - drei Mitglieder des Concertgebouworkest im Gespräch mit Volker Michael (Audio)
Richard Strauss
„Tod und Verklärung". Tondichtung für großes Orchester op. 24
„Till Eulenspiegels lustige Streiche. Nach alter Schelmenweise in Rondeauform für großes Orchester" op. 28
Leonidas Kavakos, Violine
Koninklijk Concertgebouworkest
Leitung: Mariss Jansons