Musikfest Berlin 2021

Strawinskys Feuer und Hartmanns Wut

Gezeichnete Figurine einer Frau, die ein Kostüm mit orangenen Federn trägt.
Der Kostümentwurf zur Hauptfigur "Der Feuervogel" stammt von Léon Bakst, der 1910 die Uraufführung ausstattete. © IMAGO / UIG / World History Archive
Moderation: Olaf Wilhelmer · 21.09.2021
Kirill Petrenko und seine Berliner Philharmoniker setzten Strawinskys sprühendes "Feuervogel"-Ballett auf das Programm sowie das zornige Violinkonzert seines Freundes Karl Amadeus Hartmann. Solistin Patricia Kopatchinskaja spielt wie immer barfuß.
Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker sind traditionell Gast beim Musikfest Berlin. Vor der populären Ballettmusik "Der Feuervogel" präsentierte das Orchester einen Komponisten, der Strawinsky persönlich verbunden war: Karl Amadeus Hartmann. Er gründete die noch heute bestehende Konzertreihe "Musica viva" des Bayerischen Rundfunks und holte Strawinsky mehrfach nach München.

Musik der inneren Emigration

Die Werke Hartmanns hatten ein schwieriges Schicksal. Viele entstanden während der Nazi-Zeit für die Schublade, da sie das Geschehen der Zeit musikalisch kritisch kommentieren. Nur im Ausland wurden seine Kompositionen aufgeführt. So auch sein "Concerto funebre", ein Trauerkonzert für Violine und Streichorchester, das 1939 entstand und sich auf die Überfälle Deutschlands in andere Länder bezieht.
Hartmanns Entsetzen angesichts dieser Aggressionen der deutschen Truppen zeigt sich in seiner Musik. So greift er Lieder der überfallenen Regionen auf, die er dann aber zu zerfetzen scheint. Sein erbitterter Zorn teilt sich in abgrundtiefer Trauer mit.
Die Gegerin steht in dunklem Anzug Geige spielend vor den Berliner Philharmonikern.
Patricia Kopatchinskaja beginnt mit diesem Konzert ihre Zeit als Artist in Residence der Berliner Philharmoniker in der Saison 2021/22.© Musikfest Berlin 2021 / Stephan Rabold
Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja hat sich mit diesem Werk besonders identifiziert. Das "Concerto funebre" sei "ein Stück, das bluten muss", so die Geigerin.
Seit sie das erste Mal ihre Schuhe für einen Konzertauftritt vergessen hatte, spielt Kopatchinskaja immer barfuß. Ihr sei ein besseres Musizieren damit möglich. Inzwischen ist es ihr Markenzeichen.

Ein Strawinsky-Favorit

In den Klangrausch von Strawinskys "Feuervogel" stürzten sich die Berliner Philharmoniker dann, als hätte es die auf Abstand bedachten Corona-Konzerte niemals gegeben. Und überhaupt ist diese Musik ja auch eine orchestrale Leistungsschau für so gut wie alle Instrumente.
Wie schön, dass nach langen Pandemie-Monaten eine solche Musik wieder live im vollbesetzten Saal der Berliner Philharmonie erklingen kann!
Aufzeichnung vom 16. September 2021 in der Philharmonie Berlin
Karl Amadeus Hartmann
"Concerto funebre" für Violine und Streichorchester
Igor Strawinsky
"Der Feuervogel", Originalfassung von 1910
Mehr zum Thema