Musiker Rebal Al-Khodari

Ein Song zum Weltflüchtlingstag

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"Wenn ich Musik spiele, ich bin stolz auf meine Kultur", sagt Rebal Al-Khodari. © Omair Tabeekh
Von Cornelia Wegerhoff  · 20.06.2018
Der syrische Musiker Rebal Al Khodari erinnert zum Weltflüchtlingstag an das Schicksal seiner geflohenen Landsleute und daran, dass es auch einmal viele deutsche Flüchtlinge gab. Mit Musik will er den Menschen neue Kraft gegen.
Grammatikregeln hängen an der Wand. Normalerweise findet in diesem Raum in der Dortmunder Münsterstraße Deutsch-Unterricht statt. Heute wird hier musiziert.
Der syrische Musiker Rebal Al Khodari trifft sich zum Probenabend mit Flüchtlingen. Gut ein Dutzend junger Männer trudelt nach und nach ein. Sie sind zu Gast beim gemeinnützigen Verein "Train of Hope", der Flüchtlingshilfe Dortmund. Instrumente werden gestimmt: Orientalische Lauten, Oud genannt, eine Geige. Auch Tablas und andere Trommeln werden ausgepackt, Notenblätter gesucht, Stühle zusammengerückt. Rebal Al Khodari unterbricht. Aufmerksam lauschen die Hobby-Musiker den Hinweisen des Profis. Einer von ihnen ist Kassem. Auch er kommt aus Syrien.
"Ich bin seit zehn Monaten in Deutschland."
Aber bis vor knapp zehn Wochen war Kassem mit seiner Oud noch allein.
"Zusammen zu spielen ist etwas anderes, als wenn man allein in seinem Zimmer spielt. Jetzt lerne ich das. Ich habe hier in Deutschland durch Rebal und dieses Projekt die Gelegenheit."

Bekannt für sein Spiel auf der Gambe

Rebal Al Khodari ist der musikalische Leiter des Projektes, bei dem die Flüchtlingshilfe Dortmund mit der europäischen Initiative "Orpheus XXI" kooperiert. Sie wurde von dem spanischen Künstler Jordi Saval ins Leben gerufen. Der Musiker ist bekannt für sein virtuoses Spiel auf der Gambe, auf Deutsch auch "Kniegeige" genannt. Für seine Kammermusik-Einspielungen auf diesem Instrument erhielt Saval bereits den Grammy und Echo Klassik-Preise.
Seine Idee, Flüchtlinge europaweit musikalisch zu fördern, begeisterte auch den Sänger Rebal Al Khodari:
"In der Regel ist es ja so, dass die europäischen Staaten vor allem Wege suchen, wie sie die Flüchtlingen in die Gesellschaft integrieren können. Aber es wird oft nicht bedacht, dass ein Emigrant selbst eine interessante Kultur mitbringt. Flüchtlinge sollten ihre Kultur nicht aufgeben, sondern die europäische damit bereichern. Das ist eine Chance, auch in Europa eine noch vielfältigere, buntere Kultur zu entwickeln."
Al Khodari stammt aus der syrischen Hauptstadt Damaskus. Aber er ist selbst kein Flüchtling, wie er betont. Schon im Alter von sieben Jahren wurde sein Talent als Sänger entdeckt. Zuerst trat er in Syrien, schon bald in ganz Europa mit traditionellem Gesang bei Konzerten auf. Mit 18 hatte der Counter-Tenor seinen ersten Auftritt in Deutschland. Inzwischen ist er mit einer Deutschen verheiratet ist, lebt in Bochum.
Bei seinen eigenen Kompositionen vereint der Syrer, der eng mit der Sufi-Musik verbunden ist, traditionelle mit modernen Klängen. Zum heutigen Weltflüchtlingstag hat Rebal Al Khodari den Song "Daftar al Aely" veröffentlicht, zu Deutsch "Familienbuch".
Der Text spricht darüber, wie viel der Krieg von unseren Seelen nehmen kann, wie er die Familienbücher zerstört. Denn plötzlich fehlen die Menschen, die da eingetragen waren.
Das Video zeigt einen Flüchtling von heute, der in sein Familienbuch schaut, und eine alte Frau, die in Deutschland lebt, die auch ihr ganzes Leben gelitten hat, weil sie ihren Vater im Holocaust, im zweiten Weltkrieg verloren hat. Beide haben verloren wegen eines Krieges.

Zusammenrücken mit Hilfe von Musik

Befreundete Musiker in Syrien und Jordanien haben Rebal Al Khodari bei den Instrumental-Aufnahmen unterstützt. Das zeige, dass die Menschen mehr zusammenrücken sollten, auch mit Hilfe von Musik ...
"Ich möchte mit den Leuten über meine Musik sprechen, mein Beruf. Das lässt mich auch besser mit meinem Schmerz umgehen. Wenn wir über Syrien sprechen, bedeutet das ja immer eine Menge Schmerz. Ich sage den Leuten: Hört einfach nur meine Musik und macht ein Leben aus dem Leben."
Und das ist auch das Ziel seines Projektes in Dortmund. Dem geflüchteten Kassem schenkt das gemeinsame Musizieren Kraft.
"Wenn ich Musik spiele, ich bin stolz auf meine Kultur. 'Haga gamila'. Das ist etwas Schönes."
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