Musik vom Anfang der Welt

12.07.2012
Er war ein Visionär - der Galerist Johannes Wasmuth aus Bonn: "Der Bahnhof Rolandseck wird das Theater sein, in dem sich alle Künste vereinen, um das Wunderbare zu schaffen." Im Sinne dieses Satzes machte sich Wasmuth Mitte der 60er Jahre auf, den verschlafenen Ort südlich der damaligen Bundeshauptstadt zu neuem Leben zu erwecken. Und er war erfolgreich. Gelang es ihm doch, aus dem Bahnhof, der schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein beliebter Treffpunkt war, einen Ort der Künste zu machen.
Inzwischen hat das neue moderne Arp-Museum das klassizistische Bahnhofsgebäude "unterhöhlt und überwölbt" und bildet mit ihm einen besonderen Dreiklang aus Literatur, Bildender Kunst und Musik. Deutschlandradio Kultur überträgt regelmäßig von dort besondere Konzerte, nicht nur vom alljährlichen Festival der Kammermusik.

Für Musik und Musiker bot der Bahnhof Rolandseck schon seit Anbeginn der kulturellen Bürgerinitiative des Johannes Wasmuth besondere Bedingungen: Hier lebte die junge Martha Argerich und hier begannen frühzeitig intensive Kontakte vor allem zu israelischen Musikern um den damaligen Konzertmeister der Israelischen Philharmoniker, Chaim Taub, als ansonsten noch schuldbeladene Sprachlosigkeit auf westdeutscher Seite gegenüber dem jüdischen Staat herrschte. Aus diesen Kontakten hat sich das Rolandseck-Festival entwickelt, das nun zum siebenten Mal stattfindet und unter der künstlerischen Leitung von Guy Braunstein steht, dem Konzertmeister der Berliner Philharmoniker und Schüler Chaim Taubs.

Bei diesem Festival sind die Begegnungen zwischen Musikern und Publikum immer besonders eng, nicht nur weil die Räumlichkeiten dazu angetan sind, sondern auch weil die Organisatoren um den Rolandseck-Musikchef Torsten Schreiber darauf wert legen, Künstler und Zuhörer zusammenzubringen - zum Beispiel durch eine gemeinsame musikalische Bootsfahrt auf dem Rhein.

Das Abschlusskonzert des diesjährigen Festivals findet im neuen Museumstrakt hoch oben über dem Rhein statt. Auch dieser Abend besitzt eine besondere programmliche Note. Existentielles, Biblisches, Märchenhaftes und Unterhaltendes begegnen hier einander - insgesamt Musikstücke, die aufgrund ihrer Qualität und ihrer Brillanz ewig gültige Präsenz in den Herzen der Musiker und des Publikums erlangt haben.

Die Ballettmusik "La Création du Monde" von Darius Milhaud ist ein solches Stück, einen leichten beschwingten Kontrast dazu bildet das Trio für Oboe, Fagott und Klavier von Milhauds Kollegen aus der Gruppe "Les Six" Francis Poulenc. Das letzte Werk, eine exklusiv für das Festival entstandene Bearbeitung, schlägt den Bogen zurück zum Biblischen Thema von Milhauds Quintett, die Biblischen Lieder von Dvořák, gesungen von der litauischen Mezzosopranistin Jurgita Adamonytė. www.rolandseck-festival.de


Rolandseck-Festival
Arp Museum
Aufzeichnung vom 05.07.2012

Darius Milhaud
"La Création du Monde" op. 81 für Klavierquintett

Francis Poulenc
Trio für Oboe, Fagott und Klavier op. 43

Antonín Dvořák
"Biblische Lieder" op. 99
bearbeitet für Mezzosopran und Ensemble von Ohad Ben Ari

Jurgita Adamonytė, Mezzosopran
Gili Schwarzman, Flöte
Nicholas Daniel, Oboe
Chen Halevi, Klarinette
Gilbert Audin, Fagott
Chezy Nir, Horn
Guy Braunstein, Violine
Daishin Kashimoto, Violine
Amihai Grosz, Viola
Zvi Plesser, Violoncello
Nabil Shehata, Kontrabass
Ohad Ben-Ari, Klavier
Ria Ideta, Marimbaphon

ca. 21.08 Konzertpause mit Nachrichten

Arp Museum Rolandseck
Aufzeichnung vom 4.7.12

Anton Stepanowitsch Arenski
Streichquartett Nr. 2 a-moll, op. 35
für Violine, Viola und zwei Violoncelli

Johannes Brahms
Klavierstücke
(für Klaviertrio bearbeitet von Ohad Ben Ari)
Intermezzo op. 118, 2
Capriccio op. 76, 2
Intermezzo op. 116, 6
Rhapsodie op. 119, 4

Guy Braunstein, Violine
Daishin Kashimoto, Violine
Amihai Grosz, Viola
Zvi Plesser, Violoncello
Sol Gabetta, Violoncello
Ohad Ben-Ari, Klavier