"Musik als Seelenfänger"

23.04.2012
"Early and Baroque Music" heißt eine Euroradio-Konzertreihe, die europäische Instrumental- und Vokalmusik zwischen 1500 und 1750 zum Inhalt hat. Bekanntes steht neben Unbekanntem. Der Litauische Rundfunk hat ein Konzert aus der St. Ignatiuskirche Vilnius angeboten. Olga Pasichnyk, Brevis-Chor und Consort führen Werke aus dem Archiv des Oratorio di San Filippo Neri in Chioggia auf.
Im Rom des 16. Jahrhunderts wirkte der Priester Filippo Neri. Regelmäßig versammelte er interessierte Gefährten, um gemeinsam zu beten, zu lesen und zu singen. Aus einer kleinen Runde, die sich im Oratorium der Kirche traf, wurde bald eine religiöse Bewegung. Größere Räume mussten her. 1575 erkannte Papst Gregor der 13. die Oratorianer als Kongregation, als Orden an. Heute wirken weltweit 600 Priester an 77 Orten.

Frei nach dem Bibelwort über die Menschenfischerei stellte Filippo Neri die Musik in den Mittelpunkt des Gottesdienstes. "Denn wenn Gott Seelen fischt", schrieb er einmal an den Papst, "dann ist ihm jedes Netz recht. Und die Musik eignet sich mehr denn alles andere zum Seelenfang." Bei den täglichen Andachten und Lesungen wurden Lauden gesungen, oft volkstümliche Vertonungen geistlicher Gedichte. An Sonn- und Feiertagen erklang eigens für den Gottesdienst komponierte Musik. So entwickelte sich das Oratorium aus den geistlichen Andachten der Oratorianer.

In Chioggia bezog der venezianische Ableger der Kongregation einen Palast, den die Ehefrau des Dogen zur Verfügung gestellt hatte. Die reiche Musiksammlung des Ordens enthält hauptsächlich Werke venezianischer Meister: Manuskripte von Giovanni Croce, Baldassare Galuppi, Giovanni Battista Pergolesi.



St. Ignatiuskirche Vilnius
Aufzeichnung vom 2.10.11

Drei Laude spirituale
aus der Sammlung des Francisco Soto de Langa
Benedite il Signor
Che fai, Alma?
Giesù, ove ne vai

Giovanni Pierluigi da Palestrina
E tu Signor

Giovanni Croce
Popule meus
Sepulto Domino

Baldassare Galuppi
Sinfonia
Victime paschali

Baldassare Galuppi
Credo

Giovanni Battista Pergolesi
Laudate pueri

Olga Pasichnyk, Sopran
Brevis Chor und Consort
Leitung: Gintautas Venislovas