Museumskurator Eugen Blume

"Das Kapital des Menschen ist sein Geist"

Eugen Blume, Museumskurator und Leiter des Museums Hamburger Bahnhof
Eugen Blume, Museumskurator und Leiter des Museums Hamburger Bahnhof © Deutschlandradio / Matthias Horn
Eugen Blume im Gespräch mit Matthias Hanselmann · 28.06.2016
Mit Joseph Beuys beschäftigt sich Eugen Blume, Kurator und Leiter des Museums Hamburger Bahnhof in Berlin, bereits seit DDR-Tagen. Demnächst geht er in den Ruhestand, seine letzte Ausstellung eröffnet am 1. Juli - Thema: Joseph Beuys.
Eugen Blume hat bereits drei Ausstellungen von Beuys Kunst im Museum Hamburger Bahnhof gezeigt. Dieses Mal wird eines seiner Hauptwerke "Das Kapital Raum 1970-1977" der Öffentlichkeit präsentiert.
Der Sammler Erich Marx hatte es im vergangenen Jahr für einen zweistelligen Millionenbetrag erworben. Beuys hatte dieses zwölf mal zwölf Meter große Werke für die Bienale in Venedig 1980 geschaffen. Jetzt ist es erstmals in Berlin zu sehen. Titel der Ausstellung: "Das Kapital – Schuld –Territorium – Utopie."
Eugen Blume: "Wobei das Kapital eine Doppelrolle spielt im Sinne der Umwertung des Kapitalbegriffs von Beuys. Es ist einmal Schuld, also im kapitalistischen Zusammenhang. Das geht hin bis zur Ausbeutung der Natur und alle ökologischen Fragen, aber auch Versprechen im Utopischen (...), das geistige Vermögen der Menschen, das ist auch ein wichtiges Kapital, und das wollen wir zeigen anhand der Kunst. Wir bedienen uns, und das ist das große Glück, aus der reichen Sammlung der staatlichen Museen und gehen quasi durch alle Zeiten hindurch. Das früheste Stück stammt aus dem alten Ägypten und das jüngste von einem Kind aus Berlin. Also wir versuchen diesen Kapitalbegriff von Beuys in seiner Komplexität in die Ausstellung hinein zu legen."

Diplomarbeit über die Neuinterpretation des Kunstbegriffes durch Beuys

Die Idee von Beuys, den Begriff des Kapitals mit neuem Inhalt zu füllen, und zwar im Sinne eines Schöpfungsaktes hat Eugen Blume schon als junger Mann fasziniert. In seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich ausführlich mit der Neuinterpretation des Kunstbegriffes durch Joseph Beuys. Blume wurde 1951 in Bitterfeld geboren und glaubte als überzeugter Marxist bis zur Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 an einen positiven Wandel in der DDR. Zu seinem großen Bedauern hat er Joseph Beuys nie persönlich kennengelernt. Ein Versuch, ihn noch zu DDR Zeiten zu treffen, scheiterte:
"Wir haben Beuys 1984 eingeladen, nach Berlin zu einer Diskussion zu kommen. Er wurde an der Grenze abgewiesen. Er hat das sofort gemacht. Er ist von Düsseldorf nach Berlin geflogen und hat uns am Telefon erzählt: 'Stellen Sie sich vor, der Grenzer hat gesagt, Sie, Herr Beuys, kommen nicht einmal fünf Minuten in die DDR.' Wunderbarer Satz."
Blume blickt mit großer Dankbarkeit auf seine langjährige Arbeit als Leiter des Museums Hamburger Bahnhof. Wenn er sie Ende August dieses Jahres beendet, wird er sich aber nicht zur Ruhe setzen, sondern als Privatkurator des Kunstsammlers Erich Marx weiter arbeiten.
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