Mund- und Nasenschutz

Die Leerstellen im Gesicht der Träger

06:31 Minuten
Ein Mann und eine Frau tragen weiße Masken und küssen sich.
Früher wollte man sich mit Masken verkleiden, heute vor allem andere schützen. © Getty Images / Thierry Monasse
Barbara Scheuermann im Gespräch mit Andreas Müller · 21.04.2020
Audio herunterladen
Menschen nutzen Masken seit Jahrtausenden, um in andere Rollen zu schlüpfen. Der medizinische Mund- und Nasenschutz dient einem anderen Zweck und fällt damit aus dem Muster, sagt Barbara J. Scheuermann, Kuratorin am Kunstmuseum in Bonn.
Die Geschichte der Maske und die "Kunst der Verwandlung" war das Thema einer Ausstellung im Kunstmuseum Bonn im vergangenen Jahr. In der Schau ging es vor allem um die Möglichkeit, sich hinter der Maske zu verstecken und eine andere Identität anzunehmen. Barbara J. Scheuermann hatte die Ausstellung kuratiert.

Die Maske markiert eine Leerstelle

Die medizinische Maske spielte damals als Exponat keine große Rolle. Anders als die in der Ausstellung gezeigten Masken sei der Mund- und Nasenschutz nicht eine Art "zweites Gesicht", durch das man in eine andere Rolle schlüpfe, sagt Scheuermann. Er markiere vielmehr eine "Leerstelle" im Gesicht des Trägers. An Stelle von Mund, Nase und Mimik trete eine weiße Fläche.
Drei Menschen sitzen mit Masken auf dem Boden und spielen.
Als man sich hinter Masken vor allem noch versteckt hat: Gauri Gill, Untitled (32), from Acts of Appearance, 2015 – heute, Pigmentdruck, 41 x 61 cm.© Gauri Gill/Kunstmuseum Bonn
Die Motivation, Mund- und Nasenbedeckung zu tragen, sei zudem eine andere: Momentan setze man sich eine Maske auf, um die Mitmenschen zu schützen, und nicht, um anderen - wie beispielsweise beim Karneval - etwas vorzuspielen.
In den zahlreichen selbstgemachten Masken auf den Straßen erkennt Scheuermann jedoch den Versuch, auch die medizinische Maske individuell zu gestalten und so zu einem Identitätsmerkmal zu machen. Die künstlerischen Reflexionen auf die aktuellen Masken ständen jedoch noch aus, betont die Kuratorin.
(sed)
Mehr zum Thema