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"Deso Dogg"
Vom Gangster-Rapper zum IS-Terroristen

Statt in Musikvideos ist der frühere Berliner Rapper Denis Cuspert jetzt in Propagandavideos der Terrormiliz Islamischer Staat zu sehen. Er fungiert als Sprachrohr der Dschihadisten, seine Aufgabe besteht vor allem darin, neue Kämpfer aus deutschsprachigen Ländern zu rekrutieren. Eine untypische Karriere.

Von Claudia van Laak | 10.02.2015
    Porträtaufnahme von Denis Cuspert
    Der damalige Rapper Deso Dogg, mit bürgerlichem Namen Denis Cuspert, 2005 in Berlin (dpa / Di Matti)
    "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann ...": So sang noch vor elf Jahren der gebürtige Berliner Denis Cuspert. Heute nennt er sich Abu Talha Al-Almani und steht auf der Terroristenliste der USA.
    Als Rapper "Deso Dogg" begehrte er auf gegen den Rassismus, der ihm als Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen entgegenschlug. Sein Milieu in Berlin-Kreuzberg: Gewalt, Drogen, Einbrüche, Diebstähle - er wurde verurteilt, musste ins Gefängnis. 2007 dann ein plötzlicher Gesinnungswandel: Aus dem Rapper wurde ein radikaler Moslem, er schloss sich den Salafisten an. Warum, das erklärt Isabell Kalbitzer vom Berliner Verfassungsschutz:
    "Seine Karriere ist einerseits typisch, aber andererseits in seiner Bedeutung natürlich etwas Besonderes. Typisch insofern, als dass er relativ jung war, als er sich radikalisiert hat. Typisch insofern, als dass er bestimmte Leute kennengelernt hat und relativ schnell reingeraten ist in die salafistische Szene. Untypisch ist seine Vergangenheit, seine Gangster-Rap-Legende sozusagen."
    Denis Cuspert radikalisierte sich immer stärker. Seit 2010 soll er sich im Umfeld der Neuköllner Al-Nur-Moschee bewegt haben, die seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wird und immer wieder für Aufmerksamkeit sorgt, sei es durch antisemitische oder durch extrem frauenfeindliche Predigten.
    Auswärtiges Amt warnt vor Denis Cuspert
    2012 verließ Cuspert Deutschland zunächst in Richtung Ägypten. Er verkündete in einem Abschiedsvideo, den Märtyrertod sterben zu wollen und rief alle Muslime auf, den Dschihad, den Heiligen Krieg, nach Deutschland zu tragen. Dann schloss sich der heute 39Jährige der Terrororganisation "Islamischer Staat" an, posierte auf IS-Propaganda-Videos.
    "Inschallah... werde ich den islamischen Staat meine ganze Kraft und Energie geben, inschallah, bis mich eine Kugel oder eine Rakete trifft."
    Beim Berliner Verfassungsschutz heißt es über Cusper: "Er hat es eben doch immer wieder geschafft, jeweils in dem Milieu, in dem er unterwegs war, authentisch zu wirken. Und das ist etwas, was die Jugendlichen fasziniert. "
    Seit 2012 besteht ein Haftbefehl gegen ihn, Bundeskriminalamt und Auswärtiges Amt warnen vor dem mutmaßlichen IS-Terroristen.
    Laut US-Außenministerium besteht die Aufgabe von Denis Cuspert beim IS darin, neue Kämpfer aus deutschsprachigen Ländern zu rekrutieren. Er sei ein - Zitat - "bereitwilliges Sprachrohr" für die Grausamkeiten der Dschihadisten".