Morgenland Festival Osnabrück

Im Osten immer was Neues

Das Morgenland Chamber Orchestra mit Naci Özgüc im September 2014 in der Osnabrücker Marienkirche
Das Morgenland Chamber Orchestra mit Naci Özgüc im September 2014 in der Osnabrücker Marienkirche © Andy Spyra/Morgendlandfestival
25.09.2016
Singen und Spielen hilft - auch wenn in der Heimat Krieg und Verfolgung herrschen. Seit Jahren versammelt das Morgenland Festival Osnabrück hervorragende Künstler aus dem Nahen Osten in der Friedensstadt. Wir bringen in dieser Sendung Ausschnitte aus dem Eröffnungskonzert und weitere Highlights.
Das Morgenland Festival Osnabrück widmet sich in seinem zwölften Jahrgang einigen besonderen Kombinationen - so treffen im Eröffnungskonzert das elektronische Theremin der in Leipzig wohnenden Berliner Musikerin Carolina Eyck auf die orientalische Oud, die hier von dem jungen syrischen Musiker Aktham Abou Fakher gespielt wird. Außerdem gestalten Musikerinnen und Musiker aus Syrien, der Türkei, dem Libanon, Deutschland und Tschechien den vielfältigen Abend in der St. Marienkirche der Friedensstadt. Das Morgenland Chamber Orchestra unter Leitung des Generalmusikdirektors der Oper Ankara, Naci Özgüc, wird neue Werke von den drei syrischen Künstlern Kareem Roustom, Maias Alyamani, Dima Orsho und anderen Komponisten aufführen.
Bei den anderen Festivalacts treten der aserbaidschanische Sänger Alim Qasimov und der französische Virtuose Michel Godard gemeinsam auf, Muqam-Gesang verbindet sich also mit den Klängen der Tuba und des Renaissance-Vorgängerinstruments Serpent. Ebenso spannend dürfte sein, was der iranische Kamanche-Solist Keyhan Kalhor und Toumani Diabaté aus Mali, einem Virtuosen der Kora, auf die Bühne bringen werden.
Über alle sprachlichen, geografischen und historischen Grenzen hinweg gelingt die musikalische Zusammenarbeit immer wieder beim Morgenlandfestival. Weil die Künstler in Osnabrück Raum und Zeit zur Entfaltung und ein warmherziges Publikum finden. Beim Morgenland Festival Osnabrück wird nicht wild fusioniert, sondern entsteht immer etwas höchst Individuelles, ernst Gemeintes, was dennoch großen Spaß bereitet, auch wenn die Nachrichten aus dem "Morgenland" selten positiv sind. Die Kraft der Musik wird obsiegen, meint man in Osnabrück. Über die Jahre mussten die Organisatoren allerdings erleben, wie die meisten Länder der Region unzugänglich wurden und viele Künstler des Festivals als Flüchtlinge in Deutschland und Europa Schutz suchen mussten. Musikalische Qualität und persönlicher Charme - in beiden Bereichen bieten die Morgenlandfestival-Künstler Höchstleistungen.
Dank des Einsatzes von Festivalleiter Michael Dreyer und seinem Team ist über die Jahre etwas Großartiges gewachsen in der westniedersächsischen Stadt, die auf ihre Rolle als Stiftungsort des Westfälischen Friedens stolz ist wie auch auf die beiden Söhne der Stadt, die im 20. Jahrhundert berühmt wurden - den Schriftsteller Erich Maria Remarque und den Maler Felix Nussbaum. Sie beide stehen für den künstlerischen Kampf gegen Krieg, Hass, Rassismus und Gewalt. Frieden scheint im Nahen Osten immer mehr eine Illusion zu sein. Nichtsdestotrotz tragen die Musiker und Sängerinnen aus Syrien, dem Irak, dem Iran und anderen Ländern vom Roten bis zum Kaspischen Meer ihre Kunst in die Welt, um den Menschen daheim Kraft zu geben und der Welt zu zeigen, dass die Kultur der Region nicht nur reich und alt, sondern auch kreativ und lebendig ist, trotz aller negativen Nachrichten.
Morgenland Festival Osnabrück
St. Marien
Aufzeichnung vom 2. September 2016
Carolina Eyck/Aktham Abou Fakher
Improvisationen und traditionelle Lieder
Kareem Roustom
Dabke
Maias Alyamani
One Way Ticket to Damascus
Warda
Dima Orsho
Die an den Ufern des Euphrat Vergessenen
Dima Orsho/Wolf Kerschek
Hidwa
'al-Maya

Carolina Eyck, Theremin
Aktham Abou Fakher, Oud
Dima Orsho, Gesang
Maias Alyamani, Violine
Milad Khawam, Trompete
Kai Wessel, Altus
Lenka Župková, Violine
Rony Barrak, Darbouka
Morgenland Chamber Orchestra
Mitglieder des Syrian Expat Philharmonic Orchestra
Leitung: Naci Özgüc

Lagerhalle Osnabrück
Aufzeichnungen vom 4. und 9. September 2016
Kayhan Kalhor/Toumani Diabaté
Improvisation
Michel Godard
A trace of grace

Kayhan Kalhor, Kamanche/Toumani Diabaté, Kora

Alim Qasimov, Gesang/Michel Godard, Serpent