Modejournalistin über Fashion Week Berlin

"Der deutsche Modemarkt ist langweilig"

Drei Models auf dem Laufsteg, aufgenommen von hinten, man sieht ihre Beine, der Fokus liegt auf den Stöckelschuhen.
Models präsentieren bei der Fashion Week Berlin eine Kollektion. © dpa picture alliance/ Jens Kalaene
Moderation: Julius Stucke · 02.07.2018
Zu wenig innovativ, zu viel Durchschnitt - so sehe der deutsche Modemarkt zu Beginn der Fashion Week in Berlin aus, kritisiert die US-Modejournalistin Melissa Drier. Konsumenten hätten zu wenig Interesse. Sie seien "sehr komfortorientiert".
Melissa Drier, Berlin-Korrespondentin des Modenachrichtendienstes Women's Wear Daily, erwartet wenig von der heute beginnenden Messe Fashion Week in Berlin. "Vor zwei Jahren waren wir auf einem guten Weg", sagt Drier, die seit 30 Jahren in Deutschland lebt. Zur Zeit stehe aber der Kommerz im Vordergrund, es gehe um Bekleidung und nicht mehr um Mode. In anderen Ländern gebe es mehr Enthusiasmus für neue Entwicklungen in der Mode. "Man ist in Deutschland zufrieden mit ganz normalen Sachen." Vielleicht aber produziere der Markt auch einfach das, was die Menschen zur Zeit wollten. "Wir sind sehr komfortorientiert."

Desinteresse bei Händler, Presse und Konsumenten

Drier interessiert sich für kleinere, innovative Marken. "Es gibt schon Marken, die sich etwas trauen", sagt Drier. Aber die seien unsichtbar, weil weder Händler noch Presse noch Konsumenten ein Interesse an ihnen hätten. "Oft ist es so, dass sie woanders hingehen müssen, um Erfolg zu haben." Hätten sie erst einmal in einem anderen Land Erfolg, hätten sie auch in Deutschland Chancen.

(ske)
Mehr zum Thema