Mitternachtskrimi

Sechs Gramm Caratillo

Der Schauspieler Klaus Kinski
Der Schauspieler Klaus Kinski spricht den Medizinstudenten © imago stock&people
Von Horst Bienek  · 20.07.2019
"Irgendwo habe ich mal gelesen, dass im Sterben die Bilder der Vergangenheit lebendig werden. Aber ich will nicht an meine Kindheit erinnert werden. Ich war einsam. Nur die Sehnsucht war da. Aber ich wusste nie, wonach. Ich wusste nur, dass sie immer da war. Nach dem Tod? Ich wusste es nicht."
Der Medizinstudent Clemens ist ein Einzelgänger, ein Träumer und zugleich ein fanatischer Forscher, der die Auswirkungen des mexikanischen Giftes Caratillo akribisch untersuchen will. Das kann er nur im Selbstversuch. Das Gift wandert bereits in seinem Blut. Clemens hat berechnet, dass er noch eine halbe Stunde zu leben hat; den Wecker hat er auf die Zeit gestellt, zu der er dessen Läuten nicht mehr hören wird. Er setzt sich vor ein Tonbandgerät, um die Veränderungen seines Körpers in den letzten Minuten zu protokollieren. Nach einer Weile setzen bei Clemens die ersten Symptome ein: Ihm wird heiß, die Zunge wird trocken, der Puls beschleunigt sich. Alles verwischt, die Zeiten und die Bewusstseinsebenen, die Motive und Absichten. Seine Existenz und seine Ideen werden unwirklich und gespenstisch. Jetzt sieht Clemens plötzlich, wie er leben möchte. Aber die Uhr tickt unerbittlich ...
Sechs Gramm Caratillo
Von Horst Bienek
Regie: Matthias Neumann
Mit Klaus Kinski
Produktion: HR 1960
Länge: 34'18