Mitternachtskrimi

Farben der Nacht

Gebäudefassaden von Häusern des 19. Jahrhunderts in der Altstadt von Tiflis.
Fasziniert beobachtet Surab das geheime Doppelleben seines neuen Nachbarn. © picture alliance / Therin-Weise
Von Davit Gabunia · 21.09.2019
„Er legt sich neben den Körper, streckt sich aus. Er legt den Kopf auf den blutgetränkten Teppich, schaut ihm in die Augen, riecht den Zigarettengeruch, ganz nah jetzt neben ihm. An diesem 21. September 2012 hat sich die Welt verändert und wird nie wieder sein wie zuvor.“
Tiflis im Sommer 2012, kurz vor den Parlamentswahlen. Sengende Hitze lähmt die Hauptstadt Georgiens. Surab, arbeitsloser Familienvater, versucht die Zeit totzuschlagen. Vom Balkon aus beobachtet er seinen neuen Nachbarn in der gegenüberliegenden Wohnung: einen jungen Mann mit auffälligen Sportwagen und einem älteren Liebhaber. Heimlich beginnt Surab, die nächtlichen Besuche zu fotografieren, bis er Zeuge eines Verbrechens wird. Es ist die Karrierechance seines Lebens: Der mysteriöse Lover ist ein hoher Beamter im Geheimdienst! Doch während Surab für die Zukunft seiner Familie alles auf eine Karte setzt, bemerkt er nichts von der Affäre seiner Frau, die sich wie er nach einem neuen Leben sehnt. Auch draußen spitzt sich die Lage gefährlich zu. Der Präsident hatte mehr Demokratie versprochen, stattdessen herrschen Polizeiterror und Korruption, es kursieren Videos, in denen Häftlinge gefoltert werden. Demonstranten fluten die Straßen und fordern den Sturz der Regierung.

Farben der Nacht
Von Davit Gabunia
Aus dem Georgischen von Rachel Gratzfeld
Bearbeitung und Regie: Eva Solloch
Mit Florian Steffens, Jana Schulz, Ulrich Noethen u.a.
Produktion: Dlf Kultur 2019
Länge: ca. 54‘