Mit Musik die Vergangenheit begreifen

24.09.2012
Das Festival der "Verfemten Musik" hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Menschen über die Musik einen Zugang zur nationalsozialistischen Vergangenheit zu schaffen. Es widmet sich seit 2001 der Musik solcher Komponisten, die als "verfemt" oder "entartet" galten.
Veranstaltet wird es vom Landesverband der Jeunesses Musicales in Mecklenburg-Vorpommern und findet in Schwerin statt. Auf dem Programm stehen nicht nur Konzerte, sondern auch Filme, Theateraufführungen, Gespräche mit Zeitzeugen - und es gibt einen Internationalen Musikwettbewerb.

Das Thema Holocaust sei nicht nur für deutsche Jugendliche relevant, sondern beeinflusse auch Jugendliche in ganz Europa, sagt Volker Ahmels, der Leiter des Festivals. Auch in Frankreich, Italien, Österreich seien Jugendliche mit der Thematik beschäftigt. "Also haben wir uns für diesen europäischen Ansatz entschieden", sagt Ahmels. Das Miteinander sprechen, Zusammenarbeiten und auch Konflikte austragen sei ein spannender Teil des Festivals "und in der Form auch innovativ", so Ahmels.

Schwerpunkt des Festivals ist in diesem Jahr der österreichische Musiker Hans Gál. Dieser sei in seiner Zeit ein hochbedeutender Musikwissenschaftler gewesen, der unter anderem das erste Gesamtwerk Brahms' mit herausgegeben hätte und eine "sehr interessante und bewegende Lebensgeschichte" habe, so Ahmels. Gál war Direktor des Mainzer Konservatoriums, wurde nach der Machtübernahme der Nazis aber gefeuert. In den folgenden Jahren konnte er in Deutschland nicht mehr musikalisch tätig sein, emigrierte dann nach England, wo er interniert wurde.

Nach dem Krieg habe er sich eine neue Existenz in Schottland aufgebaut. Volker Ahmels zeigte sich überrascht, dass ein Mensch, der so wunderbare Kompositionen hinterlassen habe und 97 Jahre alt geworden sei, in Deutschland kaum gekannt werde.

Das vollständige Gespräch mit Volker Ahmels können Sie bis zum 24. Februar 2013 als MP3-Audio in unserem Audio-On-Demand-Player nachhören.