Minimalist seit 30 Jahren

Wenn das Leben in einen Rucksack passt

Ein Mann in einer gelben Jacke trägt einen Rucksack und steht in der Natur.
"Heimat ist immer da, wo ich bin", sagt Joachim Klöckner. © Unsplash / Aravind Kumar
Joachim Klöckner im Gespräch mit Nicole Dittmer · 04.12.2018
Vor mehr als 30 Jahren wurde Joachim Klöckner zum Minimalisten. Er begann unnütze Gegenstände zu verschenken. Inzwischen passt sein gesamter Besitz in einen Rucksack. Doch auf einen Gegenstand würde er nur ungern verzichten.
Kaum etwas besitzen und trotzdem glücklich sein? Für Joachim Klöckner ist das kein Widerspruch. Im Gegenteil, es mache ihm richtig Spaß auf Dinge zu verzichten. Zum Minimalisten wurde er, als er nach der Katastrophe in Tchernobyl begann als Energieberater für Unternehmen zu arbeiten. Nachhaltigkeit im Beruf, Konsum im Privatleben. Das passte für Klöckner irgendwie nicht zusammen. Und so begann er auf Dinge zu verzichten. "Ich habe immer wieder die Freude gespürt, wenn es wieder ein paar Dinge weniger waren."

"Heimat ist immer da, wo ich bin"

Klöckner verkaufte oder verschenkte Dinge, die er ein, zwei Jahre nicht genutzt hatte. Nach und nach leerte sich seine Wohnung. Irgendwann passte sein ganzer Besitz in einen Rucksack. Umziehen? Kein Problem. Doch selbst eine Wohnung besitzt Klöckner gar nicht mehr. "Heimat ist immer da, wo ich bin", sagt er. Momentan wohnt Klöckner bei einem Bekannten auf einer Insel. "Der sagte: Komm doch mal vorbei! Ich hab hier ein Häuschen. Und dann bleib ich auch zwei, drei Monate, um den Ort und die Menschen näher kennenzulernen. Und das ist dann wie Heimat."

Ballast abwerfen

Das manche ihn vielleicht für verrückt halten, kann er verstehen, sagt Klöckner und lacht. Aber eigentlich bekäme er meist ein positives Feedback: "Das schönste Feedback, das ich mal gekriegt habe, wo jemand wirklich verstanden hat, was ich meine, heißt: Als ich Dich im Fernsehen gesehen habe, habe ich 200 Kilo gewogen. Jetzt sind es 100. Es werden 80."
Unnötigen Ballast abwerfen, das bestimmt das Leben von Joachim Klöckner. Doch so sehr er auch Minimalist ist, auf einen Gegenstand würde er nur äußerst ungern verzichten:
"Ich liebe mein Tablet. Weil da sind die Bücher drin, Dokumente, da kann ich drauf schreiben, da kann ich zeichnen, da hab ich Fotos und Musik drin und bin mit der Welt kompatibel. Das ist etwas, das mir mein Leben total erleichtert."
(mw)
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