Militärputsch in Myanmar

Ein Gefühl wie in den finsteren Zeiten

05:33 Minuten
Ein Soldat und ein Militärfahrzeug stehen am 1. Februar an der blockierten Straße, die zu Myanmars Parlament führt.
Putsch in Myanmar: Ein Panzer blockiert die Straße, die zum Parlament führt. © AFP/Stringer
Lena Bodewein im Gespräch mit Dieter Kassel  · 01.02.2021
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In Myanmar hat das Militär einen Staatsstreich verübt, die De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde festgenommen. Asien-Korrespondentin Lena Bodewein ist skeptisch, ob es wie angekündigt bereits in einem Jahr Neuwahlen geben wird.
Seit Tagen hatten sich die Gerüchte um einen möglicherweise bevorstehenden Putsch in Myanmar verdichtet, bis zuletzt wiegelte das Militär ab. Nun ist es doch passiert. Die Sorge sei derzeit groß, dass das Land nun in Verhältnisse zurückfalle, wie sie während der Militärdiktatur zwischen 1962 und 2011 geherrscht hätten, berichtet die Asien-Korrespondentin Lena Bodewein.

Erinnerungen an die Militärdiktatur kommen auf

Ein Gefühl "wie in den finsteren Zeiten" mache sich in Myanmar breit. Vielerorts herrsche Angst. Videos zeigten, wie Regionalpolitiker mitten in der Nacht zu Hause abgeholt und in Militärjeeps verfrachtet worden seien. "Das ist eine richtig konzertierte Aktion gewesen", betont Bodewein. Und diese habe ausgerechnet an dem Tag stattgefunden, an dem das Parlament - nach den Wahlen im November - zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen hätte sollen.
Aung San Suu Kyi im Wahlkampf im Jahr 2012
Die De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi (Archivbild) wurde vom Militär festgenommen.© picture alliance / abaca | Loviny Christophe/ABACA
Myanmar sei nie eine richtige Demokratie gewesen, sagt Bodewein: "Das Militär hatte ja immer noch einen Fuß mit in der Tür." In der Verfassung, die die Junta mit auf den Weg gebracht hatte, gebe es die Klausel, dass dem Militär 25 Prozent der Parlamentssitze zustehen. "Darum musste sich Aung San Suu Kyi immer mit dem Militär arrangieren und schauen, dass sie mit dessen Zustimmung regieren kann."
Der Ankündigung, dass es nach einem Jahr Notstandsregierung durch das Militär zu Neuwahlen kommen soll, will Bodewein noch nicht allzu viel Glauben schenken. In Thailand habe das Militär dies auch immer gesagt - im Endeffekt habe es dann aber fünf Jahre gedauert. "Es gab immer eine neue Ausrede, warum das jetzt wieder nicht geht."
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