Mikroports beim Sprechtheater

Damit Schauspieler richtig flüstern können

Drei Darsteller des Musicals "Miss Saigon" posieren auf einem amerikanischen Auto: Sooha Kim als Kim , Ashley Gilmor als Chris und Christian Rey Marbella als The Engineer.
Beim Musical selbstverständlich, im Sprechtheater auch immer mehr: Kleine Mikrofone an der Stirn der Schauspieler. © imago/Horst Galuschka
Moderation: Susanne Burkhardt · 26.01.2019
Flüstern, Raunen, Intimität: Mit Mikroports geht das auch auf dem Theater. Als technische Verstärkung von Schauspielerstimmen sind sie mittlerweile Standard. Aber nicht jedem gefällt das. Ein Pro und Contra von Herbert Fritsch und Bernhard Klein.
Schauspieler und Regisseur Herbert Fritsch verzichtet soweit möglich auf Mikroports "Ich finde Mikroports furchtbar" Die Mikrofone im Gesicht seien "unästhetisch" und eine "unangenehme Prothese. Fritsch will mit dieser vermeintlichen technischen Erweiterung auf der Bühne nicht umgehen: "Im Theater nimmt es den Raum weg. Man hat kein Raumempfinden mehr, man weiß nicht, von wo gesprochen wird, wer da spricht. Und das gefällt mir nicht. Immer wenn jemand sagt: 'Wir brauchen jetzt Mikroports', dann schrei ich auf."

"Erweiterte technische Möglichkeiten für das Theater"

Für Bernhard Klein, Leiter der Tonabteilung von Deutschlands größter Sprechbühne, dem Schauspiel Frankfurt, gehörten Mikroports längst zum Standard – als bewährtes sinnvolles Mittel zur Erweiterung der technischen Möglichkeiten. "Es ist eher die Ausnahme, dass keine Mikroports verwendet werden." Grund dafür ist aus seiner Sicht nicht die mangelnde Sprechfähigkeit der Schauspieler, wie gern behauptet wird, sondern der Wunsch von RegisseurInnen an die Darsteller "intimer zu sprechen, zu flüstern" – somit eine größere Freiheit des Sprechens. Auch bei schwierigen Räumen, die zu groß sind oder eine schlechte Akustik haben, sei der Einsatz von Mikroports aus seiner Sicht unverzichtbar.

"Natürlich sind die kleinen Mikrofone oder Sender anfällig"

Dass die Bewegungsfreiheit der Darsteller durch die am Körper befestigten Sender und die Mikrofone im Gesicht eingeschränkt würde, wie Herbert Fritsch behauptet, findet Bernhard Klein nicht. Aus seiner Sicht seien die "kleinen Mikrofone oder Sender anfällig." Aber, so Klein, wenn man die Geräte entsprechend präpariere sei es biss zu 95 Prozent sicher, dass man damit auch arbeiten kann - so seien aus seiner Sicht Kampfszenen problemlos möglich. Auch akustisch findet Klein den Mikroport-Sound unproblematisch, oft genug merkten Zuschauer gar nicht, dass die Stimmen verstärkt worden seien.
Mikroports, so Klein, gehörten zum modernen Theater dazu, auch aufgrund der veränderten Hörgewohnheiten in einer visuell geprägten Zeit: "Die Welt wird lauter, man wird mit viel mehr Dingen konfrontiert die auf einen einwirken. Das Theater vergrößert seine Möglichkeiten damit – das heißt ja nicht, dass man sie immer benutzen muss. Man kann sie benutzen und weglassen – quasi als Stilmittel."
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