#MeToo-Debatte

    Dieter Wedel tritt als Intendant zurück

    Der Regisseur Dieter Wedel
    Der Regisseur Dieter Wedel © imago / Eibner
    22.01.2018
    Regisseur Dieter Wedel legt sein Amt als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele nieder. Grund seien die anhaltenden Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs, die im Zuge der #MeToo-Debatte gegen ihn erhoben wurden.
    Die Festspiele Bad Hersfeld haben mit ihrer Intendantenwahl scheinbar kein gutes Händchen: 2015 war Intendant Holk Freytag fristlos gekündigt worden. Vorausgegangen war ein langer und erbitterter Streit um die Festspiel-Finanzen zwischen Bürgermeister und Intendant.
    Nun tritt Regisseur Dieter Wedel als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurück. Der Grund: Wiederholt haben Schauspielerinnen ihm sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
    Nach den Ereignissen der vergangenen zwei Wochen sei Wedel gesundheitlich angeschlagen, erklärten die Festspiele. Er befinde sich in einem Krankenhaus. Wedel erklärte zu den Vorwürfen nun:
    "Das Thema 'Machtmissbrauch' halte ich für überaus relevant und habe begrüßt, dass es in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Ich habe mir aber niemals vorstellen können, dass die Debatte auch irgendwann mich einmal betreffen könnte."
    Er verabscheue jede Form von Gewalt, gegen Frauen ebenso wie gegen Männer, betonte der 75-Jährige.
    "Stets habe ich versucht, die Leistung von Schauspielern zu verbessern, denn es ist meine Überzeugung, dass das auch in ihrem Interesse ist. Viele sind mir dafür dankbar und haben mir das auch jetzt noch bestätigt. Andere habe ich offenbar zu sehr strapaziert oder gar seelisch verletzt, was mir sehr leid tut."

    Kritik an Verdachtsberichterstattung

    Wedel übt Kritik an den Medien und bemängelt die Art der Recherchen:
    "Ich höre von Menschen, denen fünfstellige Beträge für Aussagen gegen mich angeboten wurden. Sie haben den Eindruck, dass mit enormem Aufwand Recherchen durchgeführt werden, deren Ergebnis aber von vornherein feststeht, denn als sie sich positiv über mich geäußert haben, wurden sie nicht zitiert. Andere vermeintliche Zeuginnen haben in den letzten Tagen versucht, mich zu erpressen. Wenn ich ihnen nicht eine noch höhere Summe anböte als Verlage oder Zeitungen, von denen sie angesprochen wurden, würden sie mich sofort – unabhängig vom Wahrheitsgehalt – belasten.
    Wieder andere berichten mir, wie ihnen von den recherchierenden Journalisten Sätze in den Mund gelegt wurden, die sie so nicht erklärt und gemeint haben."
    Wedel schließt dazu:
    "In diesem Klima der Vorverurteilung, der sogenannten 'Verdachtsberichterstattung', die auf keine erwiesenen Fakten gestützt sein muss, kann ich den Kampf um meine Reputation nicht gewinnen – weder mit juristischen Mitteln noch mit medialen Stellungnahmen."
    Er trete als Intendant zurück, da er die Bad Hersfelder Festspiele aus der diffamierenden Diskussion um seine Person heraushalten möchte. Er werde sich nicht weiter öffentlich äußern.

    #MeToo-Debatte in Deutschland

    Im Zuge der in den USA angestoßenen #MeToo-Debatte haben sich Anfang Januar drei Schauspielerinnen im "Zeit Magazin" zu Wort gemeldet. In der Publikation beschuldigen sie den Regisseur, in den 1990er-Jahren sexuell gewalttätig gewesen zu sein - bis hin zu Vergewaltigung. Wedel hat die Vorwürfe stets bestritten.
    Zuletzt hat sich Schauspielerin Iris Berben geäußert: Wedel habe sie Ende der 70er-Jahre am Set der Fernsehserie "Halbzeit" gedemütigt, nachdem sie eine Einladung zum Essen abgelehnt habe.
    Der Regisseur Dieter Wedel ist bekannt durch TV-Mehrteiler wie "Der große Bellheim" und hat die Nibelungen-Festspiele in Worms geleitet.
    (lk/mf)
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