Meteorologe Özden Terli

"Wir leben in einer Zeit, die ist epochal"

10:02 Minuten
Özden Terli vor der Wetterkarte
Özden Terli moderiert das Wetter im ZDF. Der Mensch verändere den Planeten immer weiter, sagt der Meteorologe: "Und das zu unserem Nachteil." © ZDF / Torsten Silz
Özden Terli im Gespräch mit Ramona Westhof · 14.10.2021
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Özden Terli wurde als Sohn türkischer Gastarbeiter in Köln geboren, studierte Meteorologie und moderiert heute das Wetter im ZDF. Er warnt vor dem Klimawandel: "Das wird nicht lange gut gehen." Den Vorwurf, dass er ein Aktivist sei, weist er zurück.
"Wie Deutschland zur Heimat wurde: 60 Jahre Deutsch-Türkisches Anwerbeabkommen", heißt ein Buch, das der Grünen-Politiker Özcan Mutlu gerade herausgegeben hat. Das Buch versammelt Texte von Kindern ehemaliger so genannter Gastarbeiter, die von ihrem Leben erzählen und wie Deutschland für ihre Eltern zur Heimat geworden ist.
Einer dieser Texte ist von Özden Terli, der nicht nur über sein Leben, sondern auch das Klima schreibt. Der Diplom-Meteorologe ist Journalist beim ZDF und wurde 1971 als Sohn von Gastarbeitern in Deutschland geboren.

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Als "Gastarbeiterkind" habe er sich allerdings nie gefühlt. "Ich bin ja hier geboren und dachte eigentlich, man gehört dazu, aber natürlich waren das immer zwei Kulturen." Gleichzeitig habe er sich auch fremd in der Türkei gefühlt, wenn er dort zu Besuch war.

Positive und negative Erfahrungen

"Es gab auch positive Erfahrungen, mit zwei Kulturen aufzuwachsen", so Terli, "man hat einen ganz anderen Einblick und das bereichert in jeder Form. Aber natürlich auch negative, wenn man dann in Deutschland nur der Gastarbeiter ist und das auch zu spüren bekommt."
Seine Karriere begann für Terli beim Privatfernsehen, bevor er zum ZDF wechselte. Diskriminierung von Seiten von Klimaleugnern und rassistische Sprüche habe er immer wieder erfahren, seit er vor der Kamera steht. "Ich bin Experte, ich bin Meteorologe, ich bin Wissenschaftler, klar rede ich über Klimafakten. Das kann ich nicht ändern. Ich kann auch nicht ändern, dass ich einen türkischen Namen habe", sagt Terli, dennoch würde das Ignorieren solcher "Fanpost" nicht immer funktionieren.
"Man muss sich damit auseinandersetzen. Aber dann auch ganz schnell wegschieben, denn es gibt nun mal Millionen von Menschen, die uns zuschauen, und nicht jedem kann man es recht machen. Da sind natürlich auch Rechte oder Rechtskonservative, die quasi das nicht sehen und hören wollen. Erst recht nicht mich vor der Kamera mit Klimafakten", sagt Terli.
Das dürfe einen allerdings nicht daran hindern, seriösen Journalismus zu machen.

Das Klima verändert sich rasant

Als Aktivist sieht er sich und seine Kollegen nicht: "Wir sind Wissenschaftler. Wir reden über Fakten. Das hat nichts mit Aktivismus zu tun", sagt Terli. "Wir leben in einer Zeit, die ist epochal. So eine rasante Veränderung hat es in den letzten 10.000 Jahren nicht gegeben." Das sei klar auf die Aktivität der Menschen auf dem Planeten zurückzuführen.
Der Mensch verändere den Planeten immer weiter. "Und das zu unserem Nachteil. Das wird nicht lange gut gehen", sagt Terli. "Das ist keine Panikmache oder Angstmache, wie auch die Gegner, die den Klimaschutz immer wieder ausbremsen, aufbringen. Das ist die Wahrheit. Das ist das, was die Wissenschaft weiß."

Özcan Mutlu (Hg.): Wie Deutschland zur Heimat wurde: 60 Jahre Deutsch-Türkisches Anwerbeabkommen
Correctiv Verlag, 2021
250 Seiten, 20 Euro

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