Metamorphosen des Orpheus

Moderation: Karl Dietrich Gräwe · 05.06.2011
Orpheus - der musikalische Überflieger der antiken Mythologie. Der Protagonist am Anfang der Operngeschichte, nicht nur bei Monteverdi. Dann die Schlüsselfigur einer Opernreform des Ritters Christoph Willibald Gluck.
Man messe diese "Reform" nicht an den 10 Geboten, die Moses in die steinernen Gesetzestafeln meißelte, nicht an den 99 Thesen, die Luther an die Pforten der Schlosskirche zu Wittenberg hämmerte. Gluck und seine künstlerischen Mitarbeiter wollten eine knappe, fabelhafte "festa teatrale" inszenieren, ein Theaterfest zur Feier eines kaiserlichen Namenstages, 1762 in Wien, Unterhaltung durchaus inbegriffen.

Und wo fortan das neue Zugstück gefragt war, in Parma, in London, in Paris – Gluck passte seine Partitur den öffentlichen Gegebenheiten an, kürzte, ergänzte, erweiterte, orchestrierte und transponierte, immer mit Blick und Hörwinkel auf Besetzung, regionale Tradition, auf die eindrucksvollste Wirkung.
Berlioz wurde der engagierteste Sachwalter seines Erbes, der kompromisslos frankophile Debussy dagegen forderte: "Nieder mit Gluck!" und hob Rameau auf den Schild. Interpretation ist eben alles. Auch in der umfangreichen "Orpheus"- Diskographie.