Mensch-Tier-Bestattungen

Wenn Bello mit ins Grab soll

Ein Grabstein auf einem Tierfriedhof in Rostock.
Seite an Seite mit dem vierbeinigen Liebling: Viele Menschen würden später gerne mit ihrem Haustier begraben werden. © imago / Bildwerk
Norbert Fischer im Gespräch mit Dieter Kassel · 20.11.2018
Für viele Menschen sind Hund oder Katze die liebsten Wegbegleiter der letzten Lebensjahre. Der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg will deshalb Mensch-Tier-Bestattungen ermöglich. Für den Historiker Norbert Fischer spiegelt das den gesellschaftlichen Wandel wider.
Auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, dem größten Parkfriedhof der Welt, soll es in Zukunft möglich sein, Tiere und Menschen in der gleichen Grabstätte zu bestatten. So könnten dann zum Beispiel ein Hund und sein Herrchen oder eine Katze und ihre Menschen gemeinsam ihre letzte Ruhe finden. Andere Friedhöfe praktizieren das schon – etwa der Zentralfriedhof in Wien. Dort sind Mensch-Tier-Bestattungen stark nachgefragt.
Speziell die katholische Kirche ist strikt dagegen – weil Tiere keine Seele und keinen freien Willen hätten – sich also auch nicht zur Kirche bekennen könnten, so das Argument. Einige evangelische Landeskirchen sind etwas toleranter. Ohnehin sprechen Umfragen für sich: Demnach sind fast die Hälfte der Deutschen grundsätzlich für eine Bestattung mit Hund, Katze, Papagei und Co.

Tiere ersetzen den Lebensgefährten

Norbert Fischer, Historiker an der Universität Hamburg und Experte für Friedhofsgeschichte, Trauer und Bestattungskultur, sagt, auch aus Sicht der evangelischen Kirche hätten Tiere keine Seele, aber "sie achten auf die Funktion der Tiere, auf den gesellschaftlichen Aspekt, der dahinter steht. Tiere ersetzen allmählich den Lebensgefährten oder die Lebensgefährtin. Das spiegelt ja auch einen gesellschaftlichen Wandel wider, wenn gemeinsame Mensch-Tier-Bestattung möglich sein sollen – und einzelne Vertreter der evangelischen Kirche respektieren das eben und sagen: Gut, wenn den Menschen ein Haustier so wichtig ist – wenn sie eine so starke emotionale Beziehung entwickelt haben, dann sollte man auch die gemeinsame Bestattung in einem Grab ermöglichen."

Inschriften auf Tierfriedhöfen sind oft viel emotionaler

Fischer sagte weiter, man müsse sich nur einmal die Grabinschriften auf Tierfriedhöfen anschauen – "es sind häufig sehr viel emotionalere, sehr viel tiefer gehende Inschriften, als wir sie auf Menschenfriedhöfen haben. Und sie zeugen von einer sehr, sehr starken emotionalen Bindung an die tierischen Lebensgefährten".
Schon seit Jahren sei die Bestattungskultur im Wandel begriffen: Viele Menschen wollten auf Almen, in Flüssen oder auf Waldwiesen beerdigt werden. Die Bestattung mit ihrem Haustier sei nur ein weiterer Ausdruck dieses Wandels.
(mkn)
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