Meister der Interpretation und Improvisation

Von Martin Risel · 20.05.2013
Genregrenzen waren dem Vokalakrobaten aus den USA schon immer fremd. Pop-Hits und Vivaldi-Versionen hat er gesungen, Jazz und Soul. Und jetzt widmet sich Bobby McFerrin auf "spirityouall" einem sehr breiten Americana-Repertoire: Klassiker aus Folk und Country – und vor allem Spiritual und Gospel.
Der Titel "spirityouall"ist ein englisches Wortspiel - und das ist durchaus doppeldeutig und sinnstiftend gemeint. Denn viele Nummern darauf stammen aus der Tradition, die der US-amerikanische Sänger selbst "Negro spirituals" nennt. Und "spirityouall" meint auch den wohlmeinenden Ansatz des Sängers, uns alle zu inspirieren, mit gutem Geist zu erfüllen.

Spirituelle Tiefe einerseits und Lebenslust andererseits kennzeichnen diese Songs. Bobby McFerrin versucht beides herauszuarbeiten. Die vielfältigen Möglichkeiten seiner Stimme und seiner Improvisationskunst, für die er in den vergangenen Jahrzehnten so gefeiert wurde, kommen ihm da zugute.

Dabei geht der inzwischen 63-Jährige auch zurück zu seinen ganz persönlichen Wurzeln. Schon sein Vater – übrigens der erste afroamerikanische Sänger in einer Titelrolle an der New Yorker Metropolitan Opera – nahm 1957 eine Platte mit Gospels und Spirituals auf und tourte in den 1960er-Jahren damit durch Europa. Auch das macht ihm der Sohn jetzt nach. Am 6. Juni startet McFerrin seine Europa-Tournee mit vier Konzerten in Deutschland – und zwar in Dortmund, Pforzheim, Würzburg und München.

Wenn’s nach diesem Album geht, dann lohnt sich das auf jeden Fall: So hat man diese zumeist ziemlich bekannten Songs noch nicht gehört. Bobby Mc Ferrin bleibt – auch unterstützt von der US-amerikanischen Sängerin und Bassistin Esperanza Spalding - ein Meister der Interpretation und Improvisation.

Bobby McFerrin: "spirityouall"
Label: Sony

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Bobby McFerrins Homepage