Mein 9. November: Karl-Heinz Ducke

31.10.2009
Karl-Heinz Ducke, 67 Jahre, ist katholischer Pfarrer in Jena. 1989 diskutierte Ducke als Vertreter der Berliner Bischofskonferenz am Zentralen Runden Tisch der DDR. Diese Einrichtung der Wendezeit wurde im Dezember 1989 ins Leben gerufen und vermittelte bis zum März 1990 zwischen den neuen DDR-Oppositionsgruppen und der SED.
Also, der Mauerfall war natürlich ein Befreiungsschlag. Jetzt konnte man reisen. Aber was ist jetzt eigentlich mit der Zukunft? Was soll jetzt werden? Und der Runde Tisch gestaltete aus diesem Vakuum eine Vision für die Zukunft.

Ich denke, es gibt eine relativ medienmäßig gesteuerte Erinnerungskultur. In diesem Jahr ist es die Grenzöffnung in Ungarn, das Stacheldraht Durchschneiden. Dann gibt es die Botschaftsbesetzung in Prag, mit Genscher die Szene. Dann gibt es die Montagsdemo. Dann gibt es die Pressekonferenz mit Schabowski. Dann gibt es den Mauerfall, also den Durchbruch sozusagen. Und dann gibt’s nichts mehr. Dann gibt es nur noch den Tag der Deutschen Einheit.

Insofern, muss ich sagen, hat der Runde Tisch, der ja dazu geführt hat, erstens unblutig ein System sozusagen zu beseitigen, freie Wahlen zu schaffen, das war nämlich die erste Forderung - "Wir fordern freie Wahlen!" -, dass dies nicht mehr anerkannt wird, dass es mal eine DDR gab, die nichts mit Honecker zu tun hatte, eine frei gewählte Regierung im April bis dann zur Einheit am 3. Oktober.

Das vermisse ich in der Erinnerungskultur, dass da im Grunde genommen mal aus eigener Kraft etwas entstanden ist. Das es leider in dieser medienmäßig organisierten Erinnerungskultur ein bisschen abhanden gekommen.