Mehr Geld für preußische Kulturgüter

Von Axel Flemming · 18.08.2009
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verfügt über bedeutende Kulturgüter. Das bekannteste Museumsschloss der Stiftung ist Schloss Sanssouci in Potsdam. Das kostet allerdings. Zur Rettung gibt es jetzt ein Sonderinvestitionsprogramm.
Im Potsdamer Neuen Palais kamen Kulturstaatsminister Neumann, Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck und Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit zusammen, um das Abkommen zur Finanzierung des Programms zu unterzeichnen.

Ein würdiger Rahmen, der Grottensaal war der offizielle Zugang zur Wohnung des Königs und dem Appartement für hohe fürstliche Gäste. Er liegt im nördlichen Erdgeschoß des Hauptgebäudes. Als Gartensaal öffnet er seine fünf großen Fenstertüren zum Parterre vor dem Schloss. Carl von Gontard hat ihn entworfen: vier freistehende und vier vorgezogene Wandpfeiler gliedern ihn in drei Abteilungen. Ursprünglich war er mit Bändern aus Marmor, Glasschlacken, einfachen einheimischen sowie ornamentalen Muschelfeldern gestaltet. Im 19. Jahrhundert wurde er aber durch Halbedelsteine, seltene Mineralien, Fossilien, Muschel- und Schneckengehäuse aus aller Welt bereichert und aufgewertet.

Aber auch ein passender Rahmen: Das Gebäude ist marode, es wird derzeit restauriert, weite Teile sind nicht zugänglich. Auch im Grottensaal stehen Gerüste, die verhindern sollen, dass die brüchige Decke den Besuchern auf den Kopf fällt.
Der Generaldirektor der Stiftung Hartmut Dorgerloh spricht von einem Markstein in der Geschichte der preußischen Schlösser und Gärten:

"Es ist historisch gesehen ein Paradebespielt für preußische Baupolitik, es war ein Konjunkturprogramm nach dem Siebenjährigen Krieg. Und sie wissen ja, es war ein Krieg, der nur dank des Mirakels des Hauses Brandenburg-Preußen glimpflich ausging. Nach diesem Krieg war es auch ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für die aus dem Feld heimkehrenden Soldaten. Und es war zugleich ein Siegeszeichen."

Schwerpunkte eines etwa 20 Projekte umfassenden Masterplans der Stiftung über 25 Jahre sind neben der Sanierung besonders schwer geschädigter Denkmäler die Beseitigung von Brandschutz- oder Sicherheitsmängeln sowie von Unzulänglichkeiten bei Depots, Werk- und Arbeitsstätten.
Zudem soll der Besucherservice in einigen Schlossanlagen ausgebaut werden, um die Einnahmen der Stiftung zu erhöhen.

"Die beiden Länder, unsere Träger Berlin und Brandenburg haben in den letzten 20 Jahren zusammen mit dem Hauptfinanzier unserer Stiftung dem Bund viel Geld aufgewandt, damit die märkischen Schlösser, die ja teilweise noch schwerer geschädigt waren als die Schlösser in Berlin und Potsdam, saniert werden konnten. Und wir sind gerade dabei, das letzte dieser Schlösser in Ordnung zu bringen, das Schloss Schönhausen, was wir Ende des Jahres eröffnen werden. Aber jetzt geht es u m die zentralen Aufgaben im Kernbereich in der Welterbestätte, in Berlin und Potsdam. Hier gibt es nach wie vor Schäden; Folgen von zwei deutschen Diktaturen, von Krieg und Nachkriegszeit …"

… und mit dem Sonderinvestitionsprogramm erhält die Stiftung über zehn Jahre insgesamt 155 Millionen Euro. Der Bund stellt 77,5 Millionen bereit, Brandenburg bringt 53 Millionen Euro auf, Berlin zahlt 24,5 Millionen Euro.

Bernd Neumann, der Kulturstaatsminister des Bundes, sagt, das Geld sitze derzeit nicht locker, es gelte es locker zu machen und hält die Finanzierung trotz Wirtschaftskrise für gesichert:

"Ich kann nur für mich sagen, dass wir die beschlossenen Investitionen – im kulturellen Bereich sind ja noch einige mehr als hier nur – reduzieren. Genauso, wie ich immer noch optimistisch und kämpferisch sage, ich werde mich mit allem dagegen wehren, dass im Kulturbereich überhaupt reduziert wird. Und ich weiß, dass ich da die Abgeordneten des Haushaltsausschusses – das ist ganz wichtig – in meinem Rücken habe."

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg erhält darüber hinaus jährlich rund 32 Millionen Euro vom Bund und von den beiden Ländern.
Sie verwaltet die bedeutendsten Schloss- und Parkanlagen im Kerngebiet des historischen Preußen.
Auf Berliner Seite gehört unter anderem Schloss Charlottenburg dazu.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit:

"Auch dieses Schloss, obwohl es sich in einem wesentlich besseren Zustand als andere befindet, ist dringend sanierungsbedürftig. Und da wird ein Schwerpunkt gesetzt. Kleine Bereiche wie Pfaueninsel und der Rest, der noch beim Jagdschloss Grunewald zu investieren sind, das sind kleinere Bereiche, aber so dass wir auch insgesamt ein ausgewogenes Konzept haben, wo in beiden Ländern in Brandenburg und in Berlin hier Schwerpunkte gesetzt werden und die Besucherinnen und Besucher werden es danken, weil sie werden eine bessere Situation haben."

Insgesamt verwaltet die Stiftung in Brandenburg und Berlin rund 300 Gebäude, darunter 30 Museumsschlösser sowie etwa 750 Hektar Gärten und Parks. 1990 wurden die Schlösser, Gärten und Parks der Potsdamer Kulturlandschaft in die UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen. Bis 2017 sollen sie saniert werden.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck erinnerte daran, wie Bundesfinanzminister Peer Steinbrück eine spezielle Führung bekam:

"Hab Hartmut Dorgerloh in Hochform erlebt, als er vor anderthalb oder einem Jahr Sonnabendnachmittag hatten wir Peer Steinbrück überredet so eine schöne Schlösserführung, so eine ganz exklusive zu machen und nur für ihn. Ich glaube, er hatte die sich anders vorgestellt und hat gedacht er sieht alles, was schön ist und optisch ansprechend. Wir sind durch fürchterliche Räume geschlichen, durch Kammern, durch verfallene Halbdecken und anderes. Hat immerhin aber Eindruck hinterlassen. Er ging raus und sagte: so kann’s nicht bleiben!"

Der Erfolg: es wird nicht so bleiben, die Finanzierung dafür ist durch das Sonderinvestitionsprogramm gesichert.