Medizinische Behandlungsfehler

Die vergessene Nadel im Brustkorb

Eine Mitarbeiterin der Charité demonstriert in Berlin mit einem Plakat mit der Aufschrift "Pflege soll nicht krank machen"
Eine Mitarbeiterin der Charité demonstriert in Berlin mit einem Plakat mit der Aufschrift "Pflege soll nicht krank machen" © picture alliance / dpa / Soeren Stache
Gerhard Schröder im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting · 12.05.2016
Die Krankenkassen registrieren einen steigenden Trend bei medizinischen Behandlungsfehlern, zeigen neue Zahlen. 40 Prozent der Fälle hatten sich in Krankenhäusern abgespielt, sagt Gesundheitsexperte Gerhard Schröder – häufig sei das nach Operationen geschehen.
Im Jahr 2015 gab es mehr medizinische Behandlungsfehler als im Vorjahr, so hat der Medizinische Dienst der Krankenkassen heute bekannt gegeben. Demnach sind die Gutachter 14.828 Vorwürfen nachgegangen. In 4064 Fällen, also in jedem vierten Fall, erwies sich der Verdacht des Patienten als begründet. Im Jahr 2014 wurden 3796 Behandlungsfehler bestätigt.

Folgen des Patientenrechtegesetzes

Es gebe seit einigen Jahren einen steigenden Trend bei den Zahlen zu Behandlungsfehlern, stellte Gesundheitsexperte Gerhard Schröder fest. Das liege nicht unbedingt daran, dass mehr Fehler gemacht werden würden. Vielmehr gebe es auch ein selbstbewussteres Auftreten der Patienten. Außerdem zeigten sich an den jüngsten Zahlen die Auswirkungen des Patientenrechtegesetzes:
"Denn seit drei Jahren müssen die Krankenkassen tatsächlich Beschwerden nachgehen. Sie müssen das überprüfen. Sie müssen Gutachten machen, wenn ein Patient zu ihnen kommt und sagt: 'Ich habe hier Probleme nach einer Operation.'"

40 Prozent der Fälle fanden in Krankenhäusern statt

Die festgestellten Behandlungsfehler spielten sich in den verschiedensten Bereichen ab, sagte Schröder:
"Die Fehler sind so vielschichtig wie auch die Krankheiten. Überall werden Fehler gemacht: in Operationsälen, bei der Medikamentenvergabe oder auch bei der Pflege. Es lassen sich kaum wirkliche Schwerpunkte ausmachen."
40 Prozent der beanstandeten Fälle hätten in Krankenhäusern stattgefunden, so Schröder:
"Häufig geschah das nach Operationen, zum Beispiel nach dem Einsetzen von neuen Knie- oder Hüftgelenken. Wenn da was falsch läuft, dann musste das häufig noch nachbehandelt oder nachoperiert werden. Ein anderes klassisches Beispiel ist, dass nach einer Herzoperation im Brustkorb eine Nadel vergessen wurde."
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