Medien und Meinungen

Yahoo schwingt Patentkeule, Encyclopaedia Britannica stoppt Druck, Spotify stolpert nach Deutschland

03:50 Minuten
17.03.2012
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Yahoo holt wieder die Patentklagen-Keule raus Nachdem vor einigen Jahren Google dran glauben musste, bezichtigt Yahoo dieses mal wieder einen der großen Player, unrechtmäßig Ideen abgekupfert zu haben: Facebook.
Yahoo holt wieder die Patentklagen-Keule raus
Nachdem vor einigen Jahren Google dran glauben musste, bezichtigt Yahoo dieses mal wieder einen der großen Player, unrechtmäßig Ideen abgekupfert zu haben: Facebook. Denn auf grundlegende Funktionen für soziale Netzwerke wie das Verschicken von Nachrichten, Anzeigen von Kommentaren und Neuigkeiten hält Yahoo die Patente. Für Facebook kommt die Klage zur Unzeit, immerhin laufen die Vorbereitungen für den Börsengang des Unternehmens. Ein Patentstreit könnte nicht nur Investoren verunsichern, er kann auch richtig teuer werden: Die Klage gegen Google hat Yahoo gewonnen und ließ sich - ebenfalls kurz vor dem Börsengang - in Aktien auszahlen. Nur wenige Wochen später waren sie das Hundertfache wert.
Links zur Meldung:
"Yahoo beschuldigt Facebook des Ideenklaus" (Heise)
"I Hope Yahoo Crushes Facebook In Its Patent Suit" (Business Insider)
Encyclopaedia Britannica stoppt Druck
Während auf der Buchmesse in Leipzig dieser Tage traditionell wieder das gedruckte Buch gefeiert wird, nimmt ein anderes Traditionserzeugnis nun vollends Abschied vom Papier: die Encyclopaedia Britannica. Damit geht eine Ära zu Ende. Seit stolzen 244 Jahre erscheint der Koloss unter den Enzyklopädien bereits. Die gediegenen schwarzen Buchrücken mit den goldenen Lettern gehörten zumindest im angloamerikanischen Raum zum guten Ton im Bücherregal. Die letzte gedruckte Ausgabe der Encyclopaedia Britannica von 2010 hat alleine 32 Bände und wiegt fast 60 Kilo - und damit soll jetzt Schluss sein. Wie der Verlag bekannt gab, wird das Kompendium künftig nur noch digital erscheinen, also online, als App oder DVD zur Verfügung stehen. Dann aber in größerem Umfang, mit mehr Bildern und multimedialen Inhalten. Das Online-Jahresabo soll es für knapp 70Euro geben. Ein Schnäppchenpreis, hat doch das gedruckte Werk noch 1400 gekostet. Ob sich die Encyclopaedia Britannica, die mit wissenschaftlich fundierten Texten wirbt, damit allerdings gegen den freien Online-Konkurrenten Wikipedia durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.
Links zur Meldung:
"After 244 Years, Encyclopaedia Britannica Stops the Presses" (New York Times)
Spotify-Start mit Stolpersteinen
Für viele Musikfans fiel am Dienstag Weihnachten und Ostern zusammen: Die Musik-Streaming-Plattform Spotify ist nun auch in Deutschland verfügbar. Aus einer Datenbank von 16 Millionen Titeln kann der Nutzer Musik gezielt aussuchen und kostenlos über das Internet hören. Allerdings verlief der Start etwas holprig. Ausnahmsweise lag es mal nicht an der Musikindustrie. Die freut sich nämlich auch schon auf Spotify: Mit dem Premium-Bezahlmodell hofft sie, endlich einen Ausgleich für den kränkelnden Tonträgermarkt an der Hand zu haben. Axel Bringéus, Direktor für internationales Wachstum von Spotify, zeigt sich gegenüber Breitband ebenfalls optimistisch.
»Das Streaming-Modell baut auf Volumen, auf Masse. Jedes Mal wenn ein Lied gestreamt wird, verdient der Künstler. In einem Land wie Schweden, wo wir gestartet sind, da haben wir diese kritische Masse erreicht, einer von drei Schweden hat Spotify, einer von zehn Schweden bezahlt für Spotify. Wir sind auch die größte Einnahmequelle der Musikindustrie überhaupt, das heißt größer als alle anderen digitalen Quellen, größer auch als der physische Verkauf. Es gibt in Schweden Künstler, die ihr Einkommen nur über Spotify machten.«
Aber genau hier, bei der Bezahlung der Künstler, liegt der Grund, warum es so lange gedauert hat, bis Spotify auf den drittgrößten Musikmarkt der Welt, nach Deutschland also, kam: Eine dauerhafte Übereinkunft mit der GEMA liegt trotz anhaltender Verhandlungen bis jetzt nicht vor. Der geltende Satz für so genannte Streaming-Dienste mit hoher Interaktivität, der Suche nach einem konkreten Song etwa, liegt bei 0,6 Cent pro abgerufenem Titel. Das ist vergleichsweise hoch, wenn nicht sicher ist, ob diese Ausgaben durch Werbung oder Premium-Dienste wieder rein kommen. GEMA und Spotify zeigen sich aber optimistisch, dass sie bei der letzten Verhandlungsrunde am 26. März die offenen Lizenzfragen klären können. Auf welcher rechtlichen Grundlage die Musik bis dahin zur Verfügung gestellt wird, verschweigt Spotify - aber es soll alles ganz legal ablaufen, versichert man. Das finden deutsche Datenschützer gar nicht, und legen gleich ihre Finger in eine andere Wunde: Die Anmeldung bei dem Musikdienst muss bisher über einen registrierten Facebook-Account erfolgen. Und widerspricht damit dem Telemediengesetz, das die Möglichkeit einer anonymen Anmeldung unter Pseudonym fordert. Bis das möglich ist, raten Datenschützer von der Nutzung des Musik-
Dienstes ab.
Links zur Meldung:
"Spotifys Deutschlandstart mit Hindernissen" (Heise)
"Spotify Finally Launches In Germany -- And Immediately Hits Data Protection Problems" (Techdirt)