Medien und Meinungen

Wikidata, Datenhunger und Bezahlschranken

03.11.2012
Die Netzticker hat diese Woche wieder Tim Wiese verfolgt. Die wichtigsten Nachrichten: Wikidata geht in die nächste Phase, Telefonica schluckt seinen Datenhunger erstmal runter und Bezahlschranken funktionieren, wenn sie plausibel sind.
Die Netzticker hat diese Woche wieder Tim Wiese verfolgt. Die wichtigsten Nachrichten: Wikidata geht in die nächste Phase, Telefonica schluckt seinen Datenhunger erstmal runter und Bezahlschranken funktionieren, wenn sie plausibel sind.
Wikidata ist gestartet, hieß es gerade begeistert im Netz - allerdings nicht ganz korrekt. Der geplante zentrale Datensammelplatz hinter der Wikipedia soll etwa die Einwohnerzahlen von Orten, die Länge von Flüssen oder die Geburtsdaten von berühmten Persönlichkeiten enthalten. Die Seite läuft aber noch nicht, so wie das fälschlich im Netz berichtet wurde. Diese Woche ist nur Phase 1 gestartet. Lydia Pintscher, Commmunity Managerin von Wikidata.
"Es geht darum, interne Prozesse der Wikipedia zu verbessern und aktuell gibt es in jedem Wikipedia-Artikel Links auf Artikel zum gleichen Thema in anderen Sprachen. Diese werden aktuell in den einzelnen Sprachversionen in jeder Wikipedia gepflegt. Das führt zu vielen Duplikationen, die Fehler mit sich bringen und weitere Probleme. Und was wir jetzt machen ist, diese Links nur einmal zu speichern an einem zentralen Ort, um die dann von da abzufragen und darzustellen."
Dieser zentrale Ort ist Wikidata. Freiwillige können die Links eintragen und laut Lydia Pintscher sind sehr viele schon fleißig am Werk. Sekündlich kommen neue Links dazu. Der nächste Schritt wird dann sein, die Daten aus Infoboxen wie eben zum Beispiel Einwohnerzahlen in Wikidata einzupflegen. Es wird aber wohl noch Monate dauern, bis die Seite dann wirklich läuft.
Für Aufregung sorgte in dieser Woche der Mobilfunkanbieter Telefonica, das Unternehmen, zu dem auch O2 gehört. Telefonica wollte nämlich Bewegungsdaten seine Kunden verkaufen. Dafür haben die Spanier eigens ein Programm entwickelt. »Smart Steps« heißt das. Und dieses Programm registriert wohl, wo sich Handybesitzer aufhalten. Also ob sie zum Beispiel vor einem Laden stehen bleiben. Logisch, dass das für Ladenbesitzer und Werbeindustrie interessant ist.
Mittlerweile ist Telefonica aber wegen des massiven Protests zurückgerudert. Die Daten sollen in Deutschland nicht verkauft werden. Das wäre wahrscheinlich auch gar nicht zulässig gewesen. Das hat eine Prüfung des Wirtschaftsministeriums ergeben. Netzaktivisten sind sich aber sicher, dass das Projekt erst einmal nur für den Moment auf Eis liegt. Im Radiofeuilleton hier im Deutschlandradio Kultur hat zum Beispiel Padeluun massive Bedenken angemeldet.
"Zurückgerudert ist der Konzern erst nur mal in Deutschland. In anderen Ländern wird das Programm aber durchgezogen. das heißt, die Strukturen sind vorhanden und es wird garantiert soweit sein, dass Lobbyisten dann versuchen werden, auch in Deutschland die Gesetze so hinzubekommen, dass diese Daten vermarktet werden dürfen. Und es betrifft dann irgendwann nicht nur die Daten, die über Telefone erhoben werden. Insofern kann ich sagen, wunderbar dass sie das gemacht haben, denn jetzt können wir vielleicht richtig darüber sprechen, was alles möglich ist, wenn zu viele Daten in einzelnen Händen liegen."
Mal schauen, wer diesen Ball alles aufnimmt und ob es tatsächlich gelingt, unsere Daten auch auf Dauer zu schützen.
Diskutiert wird ja eine ganze Zeit auch schon über Paywalls - also über Bezahlschranken für journalistische Angebote im Netz. Jetzt gibt es eine erste Studie dazu. US-Wissenschaftler haben die Leser der New York Times befragt. Beim Online-Angebot der Zeitung kann man nur zehn Artikel im Monat kostenlos lesen. Die Bereitschaft zu Bezahlen sei auch durchaus bei den Konsumenten geben, haben die Wissenschaftler rausgefunden. Voraussetzung: Die Anbieter müssten plausible Gründe für die Bezahlschranken liefern. Wenn zum Beispiel das wirtschaftliche Überleben des Angebots gefährdet sei, lassen die Leser eher etwas Geld dafür springen. Wenn es aber nur um die Profitmaximierung der Verlage ginge, würden Paywalls abgelehnt. Müssen es denn wirklich handfest plausible Gründe sein? Hauptsache, die Leute lieben es.