Medien und Meinungen

#Neuland, #LSR und Kehrtwende bei Microsoft

23.06.2013
Merkel stiehlt Obama die Show Dass eine deutsche Kanzlerin dem Präsidenten der USA die Show stiehlt, ist selten - aber genau das ist in dieser Woche passiert.
Merkel stiehlt Obama die Show
Dass eine deutsche Kanzlerin dem Präsidenten der USA die Show stiehlt, ist selten - aber genau das ist in dieser Woche passiert. Denn beim Berlinbesuch von Barack Obama, der Anfang der Woche noch das Medienthema Nummer 1 war, hielt auch Angela Merkel eine Rede, die folgendes folgenschweres Zitat enthielt: "Das Internet ist für uns alle Neuland." Mehr brauchte es nicht, dieser eine Satz machte im Netz sofort die Runde und die Kanzlerin wurde mit Hohn und Spott überhäuft. "So ähnlich müssen sich die Indianer gefühlt haben, als Kolumbus #Neuland erreicht hat!", schrieb Twitter-Userin Sue Reindke. Und das ist nur eine von hunderten ähnlichen Bemerkungen. Hilfe kommt von unerwarteter Seite: Viele der sogenannten Digital Natives, die im Netz zu Hause sind, finden die Scherze kindisch und falsch. So sieht das auch Blogger Enno Park in seinem Artikel: "Die heftige Reaktion auf den Begriff Neuland zeigt deutlich, wie tief der digitale Graben ist, wir sehr wir die «Analogen» ablehnen und in welchem Ausmaß wir Netzmenschen mit daran verantwortlich sind." Aber selbst, wenn man mehr Ernsthaftigkeit und Versöhnung zwischen Auskennern und Neulingen anstrebt, ist eine wichtige Nachricht laut Patrick Beuth von Zeit Online nicht zu übersehen. Er sieht das kurze Zitat als inhaltsleere Entschuldigung für den Überwachungsskandal "Prism" und schreibt: "Das Internet ist Neuland für uns alle, da kann man ja auch mal bei der Überwachung desselben ein bisschen zu weit gehen - denn das ist es, was die Kanzlerin damit sagte." Und das ist es, was letztlich vom Besuch des US-Präsidenten übrig bleibt: Statt einer ernsthaften Auseinandersetzung um einen Überwachungsskandal liefert Angela Merkel nur eine Steilvorlage für Scherze deutscher Internetnutzer. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Google reagiert auf Leistungsschutzrecht
Zum 1. August tritt in Deutschland das Leistungsschutzrecht für Presseverleger in Kraft. Das Gesetz zielt auf Seiten wie Google News, von denen die deutschen Presseverlage gern profitieren würden. Die Idee: Schon für kürzeste Zitate aus Artikeln sollen Gebühren fällig werden. Doch Google dreht den Spieß um: Wer nach dem 1. August 2013 seine Webseite in Google News wiederfinden will, muss ein extra zu diesem Zweck vorbereitetes Formular ausfüllen. Nur wer explizit zustimmt, soll ab dem Stichtag noch in den Suchergebnissen von Google News erscheinen. Teil der Zustimmung ist die Erklärung, dass die Verwendung bei Google News kostenlos für Google ist. Damit hat Google zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Einerseits kann Google News weiterbetrieben werden, andererseits können die Verlage sich nicht beschweren pauschal von Google News ausgeschlossen zu sein. Die Verlegerverbände BDZV und VDZ machen daher gute Miene zum bösen Spiel und begrüßen Googles Vorstoß als Anerkennung des Leistungsschutzrechtes, während Magazine wie Spiegel Online oder Zeit Online angekündigt haben, ihre Angebote weiterhin für Google News offen zu halten.
Kehrtwende bei Microsoft
"Weeks ago we shared our vision for Xbox One we unveiled an ambitious system for a modern connect living room." Als Microsoft vor drei Wochen die neue Spielekonsole Xbox One ankündigte, stieß die "Vision" bei den Fans auf wenig Gegenliebe: Die Kinect-Kamera und das Mikrofon der Konsole sollten ständig aktiv sein, wer spielen will, muss innerhalb der letzten 24 Stunden online gewesen sein und der Verkauf von Gebrauchtspielen sollte horrende Extra-Gebühren kosten. Die Kritik an dem Konzept wurde ausnahmsweise gehört: In dieser Woche legte Microsoft eine Kehrtwende hin: Der Onlinezwang entfalle komplett und auch disk-basierte Spiele könnten genau wie früher weiter verkauft werden. Auch wenn viele Fans das begrüßen, bleibt Skepsis: Zu seltsam waren die Pläne, zu plötzlich und unüberlegt kam der Rückzieher. Microsoft wirkt planlos - und scheint das Vertrauen der Spieler langfristig erschüttert zu haben.
Die Netznachrichten hat Marcus Richter zusammengestellt.
Bild: Lars Zimmermann @ flickr CC - BY