Medien und Meinungen

LSR-Fronten, manipulierter Wikipedia und sterbenden Sprachen

22.09.2012
Fronten-Bilden beim Leistungsschutzrecht Neben dem IGEL, der Initiative gegen das Leistungsschutzrecht, gibt es jetzt auch Adiz, die »Anbietervereinigung für digitalen Inhalte- und Informationszugang«.
Fronten-Bilden beim Leistungsschutzrecht
Neben dem IGEL, der Initiative gegen das Leistungsschutzrecht, gibt es jetzt auch Adiz, die »Anbietervereinigung für digitalen Inhalte- und Informationszugang«. In dieser Allianz haben sich kleinere Webunternehmen zusammen geschlossen, um gemeinsam gegen das Leistungsschutzrecht vorzugehen. Darunter der Social-Bookmarking-Dienst Mister Wong, die Social-News-Plattform Yigg oder Medienbeobachtungsdienst Echobot. Warum? Bastian Karweg, Geschäftsführer von Echobot, sagt: »Wir haben festgestellt, dass in der öffentlichen Debatte eigentlich oft nur Google als vom LSR betroffen dargestellt wurde. Das LSR hat aber auch gerade für Startups und junge, innovative Unternehmen im Medienbereich starke Auswirkungen. Weil wir dadurch nicht nur unsere Dienste verändern müssten, sondern auch Wettbewerbsnachteile gegenüber Konkurrenten aus dem Ausland erleiden. Und deswegen haben wir gesagt, wir brauchen eine Stimme in der Öffentlichkeit.«
Die Gründer von Adiz fordern den Schutz von Diensten wie ihren, die den Nutzern helfen, in der Informationsflut im Internet die relevanten Inhalte überhaupt noch zu finden. Kurz nach dem Launch war die Seite der Anbietervereinigung eine Weile nicht erreichbar, offenbar gibt es ein sehr großes Interesse und - so Bastian Karweg - auch bereits zahlreiche weitere Unterstützer.
Aber auch die deutschen Presseverleger stehen mit ihrem Wunsch nach einem Leistungsschutzrecht für ihre Werke nicht mehr alleine da: Einer Erklärung des Bundesverbands deutscher Zeitungsverleger zufolge fordern auch ihre Kollegen in Frankreich jetzt ein solches Gesetz. Insbesondere, um ihre Werke vor Suchmaschinen zu schützen.


Käufliche Wikipedia
Offenbar haben zwei Männer, die beide wichtige Rollen innerhalb der Wikimedia-Foundation bekleiden, gegen Geld die Online-Enzyklopädie manipuliert.
Einer von ihnen ist Roger Bamkin, Mitglied im britischen Wikimedia-Präsidium und PR-Berater. Er kuratiert zum Beispiel die »Schon-gewusst?«-Rubrik auf der Wikipedia-Startseite. Alleine im August tauchte dort unglaubliche 17 mal Gibraltar auf - und für eben dieses britische Überseegebiet macht Bamkin Tourismus-Werbung. Normalerweise werden auf der Startseite nur neue oder tagesaktuelle Artikel gefeatured, immerhin bekommt sie mehrere hundert Millionen Klicks im Monat.
Max Klein, hoch angesehener Wikipedianer und außerdem Experte für Suchmaschinenoptimierung, bietet den Kunden seiner Firma »Untrikiwiki« einen besonderen Service. In der Selbstbeschreibung des Unternehmens steht: Ein positiver Wikipedia-Artikel ist unbezahlbar, ein Top3-Treffer bei Google schon fast garantiert. Wir haben die Erfahrung, die Sie dafür brauchen!
Wikipedia-Mitbegründer Jimmy Wales ist alles andere als begeistert. Im User Talk wurde er Anfang der Woche auf die Missstände aufmerksam gemacht. »Wenn das stimmt, ist es ekelhaft«, schreibt er.


Europäischen Sprachen droht digitale Verdammnis
Eine groß angelegte Studie hat 30 europäische Sprachen hinsichtlich ihrer Berücksichtigung bei der Entwicklung von Software untersucht. Für 21 dieser 30 Sprachen haben die Wissenschaftler keinen ausreichenden Rückhalt feststellen können.
Das ist ein eklatanter Befund, denn letztlich greifen wir alle andauernd auf Sprache zurück, wenn wir im Internet zum Beispiel etwas suchen oder einen Text schreiben. Das wird sogar noch zunehmen, wenn die direkte Kommunikation mit Maschinen besser wird. Aber, so die Forscher, außer der englischen ist eigentlich keine europäische Sprache in dieser künftigen digitalen Welt mehr an Bord.
Untersucht wurden automatische Übersetzung, das Erkennen und Generieren gesprochener Sprache sowie die Analyse von Texten. Nur Englisch bekam in allen vier Kategorien gute Noten. Deutsch schnitt bei der maschinellen Übersetzung nicht gut ab, liegt insgesamt deshalb gleichauf mit Niederländisch und Italienisch. Isländisch, Lettisch und Maltesisch fielen auf allen Gebieten durch. Wenn diese Sprachen nicht besser mit den nötigen Basistechnologien ausgestattet werden, so die Forscher, dann sind sie zum digitalen Aussterben verdammt.


Die Medien und Meinungen wurden zusammengestellt von Julia Eikmann

Foto: cc by Flickr/Eric Fischer