Medien und Meinungen

Journalisten gegen BND, Facebook gegen Click-Bait und Apple ohne Pistolen

05:04 Minuten
07.08.2016
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Internationales Bündnis gegen neues BND-Gesetz Als Konsequenz aus den Snowden-Enthüllungen, die gezeigt haben, dass der BND in unsaubere Praktiken verwickelt war, soll der Bundesnachrichtendienst reformiert werden.
Internationales Bündnis gegen neues BND-Gesetz
Als Konsequenz aus den Snowden-Enthüllungen, die gezeigt haben, dass der BND in unsaubere Praktiken verwickelt war, soll der Bundesnachrichtendienst reformiert werden. Ein entsprechender - stark kritisierter - Gesetzentwurf wurde vor einigen Wochen vorgestellt. Das Gesetz soll Ende Oktober verabschiedet werden und um 1. Januar 2017 in Kraft treten. Ein breites Bündnis von Journalisten-Netzwerken hat jetzt eine Petition gestartet, um noch Einfluss auf den Gesetzestext zu nehmen. Würde der jetzige Entwurf geltendes Recht werden, wäre dies ein Skandal - sagt etwa »Reporter ohne Grenzen«. Das Gesetz würde das Abhören und die Überwachung ausländischer Journalisten legalisieren, während die Journalisten im eigenen Land geschützt blieben. Die Pressefreiheit ist aber ein Recht, dass nicht nur dem deutschen Staatsbürger durch das Grundgesetz zugesichert wird, sondern ein so genanntes «Jedermanns»-Recht, das für jeden Menschen gilt. Daran müsse sich der BND halten. Zu dem Schluss kommt auch ein Gutachten des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier.
Michael Rediske, Gründungsmitglied und Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen Deutschland nennt Spionage gegen ausländische Journalisten einen Angriff auf die Pressefreiheit weltweit, denn...
«...damit würde eine gefährliche Praxis legalisiert, die etwas so aussieht: Jeder Geheimdienst in einen demokratischen Land, der die eigenen Journalisten nicht überwachen darf, der lässt das einfach ausländische Diente tun und alle tauschen dann untereinander die Daten aus. Und damit entsteht eine flächendeckende Überwachung von Journalisten weltweit.»
Aber damit wäre nicht nur die Überwachung von Journalisten möglich. Der Gesetzentwurf würde dem BND auch einen Vollzugriff auf den größten Internet-Knotenpunkt der Welt geben - den DE-CIX in Frankfurt. Bis auf die, die den Entwurf in der großen Koalition geschrieben haben, scheint sich eine breite Front von Kritikern einig zu sein: Das darf so nicht Gesetz werden.
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Kaum zu glauben, was bei Facebook passiert ist. ...naja, nicht viel eigentlich. Außer einer Ankündigung. Im Unternehmensblog hat das soziale Netzwerk mitgeteilt, noch stärker gegen Click-Bait vorgehen zu wollen. Damit sind Überschriften gemeint, die den User zum Klicken animieren sollen, während der Erkenntnisgewinn im Artikel dahinter nicht besonders groß ist. Klickzahlen sind eben bares Geld für eine Seite, die (auch) von Werbung lebt. Diese Köder werden besonders häufig durch reißerische Überschriften oder Teaser mit Cliffhanger ausgelegt. Jeder kennt sie: «Du wirst nicht glauben, was dann passiert ist...» ist eine ganz typische Formulierung. Facebook-Nutzer haben sich vermehrt darüber beschwert und nun soll ein Algorithmus automatisch Klick-Baiting erkennen und solche Posts den Usern weniger oder gar nicht gezeigt werden. Der Hintergedanke des Unternehmens ist natürlich klar. Aus Altruismus wurde die Entscheidung nicht getroffen. Wenn User enttäuscht von den Inhalten bei Facebook sind, werden sie die Plattform weniger nutzen.
#disarmtheiPhone
Apple hatte angekündigt, das Pistolen-Emoji auf allen iOS-Geräten durch eine Wasserpistole zu ersetzen. Die Idee entstand nach der jüngsten Serie von Attentaten und Amokläufen in den USA, teilweise auch durch die Hashtag-Kampagne #disarmtheIphone, also entwaffnet das iPhone. Apple wollte das Revolver-Bild durch eine grüne Wasserpistole ersetzen. Dann wurde aber wohl vermehrt darauf hingewiesen, dass Emojis auf anderen Geräten nun einmal anders aussehen und zum Beispiel auf einem Android-Telefon eine Wasserpistole trotzdem als richtige Pistole dargestellt wird. Das könnte sogar gefährlich werden. Die Nachricht: Ich habe unserem Kleinen ein »Wasserpistolen-Bild» für den Urlaub gekauft, könnte für reichlich Verwirrung stiften. Und in Texas, wo Studenten jetzt verdeckt Waffen tragen dürfen, wäre es nicht ratsam, einen großen Aufruf zu einer Wasserpistolen-Schlacht auf dem Campus über einen Messenger verschicken... Es gab aber auch Zuspruch: Im britischen Guardian lobte ein Kolumnist, dass Apple sich überhaupt Gedanken mache. Und im Juni hat das Unicode-Konsortium an einem Emoji für ein Gewehr gearbeitet, dieses aber dann - nach Informationen von BuzzFeed nicht veröffentlicht, weil Apple und Microsoft darum gebeten haben.
Medien und Meinungen von Jochen Dreier.
Foto: bait von Geh zum Fotostream von Jason TaelliousJason Taellious
auf Flickr.com CC BY