Medien und Meinungen

Internetpionier geehrt, Pryte gekauft, Tetris wird 30

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07.06.2014
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Teresa Sickert ist mit den Meldungen der Woche im Studio. Ausgerechnet Jaron Lanier, der amerikanische Internetpionier, der als Begründer der virtuellen Realität gilt, wird in Deutschland mit dem Friedenspreis des Buchhandels geehrt.
Teresa Sickert ist mit den Meldungen der Woche im Studio.
Ausgerechnet Jaron Lanier, der amerikanische Internetpionier, der als Begründer der virtuellen Realität gilt, wird in Deutschland mit dem Friedenspreis des Buchhandels geehrt. Mit dem Preis werden Wissenschaftler, Autoren und Künstler ausgezeichnet, die mit ihrer Arbeit zur Verwirklichung des Friedensgedankens beitragen. In der Begründung für Lanier heißt es, er hätte erkannt welche Risiken die digitale Welt für die freie Lebensgestaltung eines jeden Menschen mit sich bringt.
Lanier ist vom Internetbefürworter zum Internetskeptiker geworden. Er glaubt nicht mehr an den Grundgedanken des Internets, dass durch eine offene Community Kreativität und Innovationen entstehen können. Diese Utopie des Netzes hätte kreative Branchen, wie die des Films und der Musik in die Krise geführt. Jaron Lanier glaubt, eine Wende in dieser Entwicklung kann nur durch einzelne starke Individuen hervorgerufen werden. Das ist eine Sichtweise, die dem Buchhandel gefällt. Lanier erhält den Preis im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse.
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Spiegel
Im Gegensatz zum Buchhandel verschläft Facebook keine Entwicklung in der digitalen Welt. Die Macher des sozialen Netzwerks waren wieder auf Shoppingtour und haben das finnische Unternehmen Pryte gekauft. Bei Pryte können Nutzer Datenpakete für ihr Smartphone kaufen, die dann nur für eine bestimmte App verwendet werden. Ein schlauer Schachzug von Facebook - denn ab einem bestimmten Datenvolumen wird die mobile Datengeschwindigkeit gedrosselt. Mit Pryte können dann Nutzer zusätzliche Datenpakete kaufen, so dass Facebook immer noch reibungslos läuft, auch wenn der Rest des Internets praktisch nicht mehr funktionstüchtig ist. Kleinere Internetunternehmen können sich solche Kooperationen nicht leisten und müssen befürchten auf lange Sicht vom Markt verdrängt zu werden.
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Golem
Keine Angst vor Verdrängung braucht das Computerspiel Tetris zu haben. Das feierte in dieser Woche seinen 30. Geburtstag. Der russische Erfinder des Spiels hat allerdings nicht so viel zu feiern. In den 80ern entwickelte Alexej Paschitnow das Spiel an der Moskauer Akademie der Wissenschaften. Tetris fand direkt großen Anklang in der Moskauer Computer-Community. Doch weil das Spiel an der kommunistischen Akademie entstanden war, gehörte es automatisch dem russischen Staat. Der vertrieb folglich auch das Spiel und Paschitnow verdiente keinen Cent daran. Auch der Westen wurde schnell auf Tetris aufmerksam und Nintendo sicherte sich 1989 die Rechte an dem Spiel zur Markteinführung des Game Boys.
Wäre Alexej Paschitnow nicht in Russland, sondern im Westen geboren, hätte er mit Tetris sicher ein Vermögen gemacht. Immerhin: seit 1996 erhält Paschitnow zumindest einen Teil des Erlöses aus dem Spiel, seitdem ursprünglich vergebenen Rechte ausgelaufen sind.
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ntv
Bild: Danielle Henry CC-BY-SABild: Danielle Henry CC-BY-SA