Medien und Meinungen

Geklaute Witze, getarnte Bildung, erweiterter Protest

03:58 Minuten
06.06.2015
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Was in dieser Woche in der Medienwelt los war, hat Jan Rähm für uns zusammengefasst.
Was in dieser Woche in der Medienwelt los war, hat Jan Rähm für uns zusammengefasst. Außerdem glaubt er, dass er langsam in die Jahre kommt, denn in dieser Woche ist SELFHTML 20 Jahre alt geworden. Dabei hat er gefühlt doch erst gestern an der ersten eigenen Website geschraubt ...
Aufregung in der Satire-Szene
Das Satire-Magazin Titanic wirft der Heute Show vor, zu plagiieren. Auf ihrer Website schreibt die Titanic:

"Die Redaktion [...] hat mit Stolz zur Kenntnis genommen, seit Jahren für die Heute-Show (ZDF) als Autorenkollektiv, Gaglieferant und Grafikschmiede tätig zu sein."

Nun wolle das Magazin auch etwas aus dem "prall gefüllten öffentlichen-rechtlichen Gebührentopf" abbekommen. Um zu zeigen, wie viel die ZDF'ler geklaut haben, hat die Titanic eine Klickstrecke online gestellt, in der man sehen kann, wann welche der beiden Redaktionen welchen Gag gebracht hat.
Die Pressestelle des ZDF lässt mitteilen, man halte das Ganze im Moment noch für einen Scherz. Allerdings hat die Titanic-Redaktion mittlerweile sogar eine Rechnung geschickt. Und zwar für einen Gag über die Siedler von Katar. Problem nur, das lässt die Heute Show via Twitter verlauten:
https://twitter.com/heuteshow/status/606150581732806656
Der Gag ist noch älter, als der der Heute Show vor einer Woche und auch ebenfalls als der, den die Titanic im Juli 2014 gemacht hat. Der Witz stammt nämlich aus der ZDFneo-Sendung »nate light« vom März 2014. Angesichts dessen ist noch unklar, wie es um die anderen bemängelten Witze steht. Eine Rechnung für diese gibt es bisher noch nicht.

Bundeszentrale für politische Bildung investiert in Unterhaltungsfernsehen
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) fördert verschiedene Fernsehformate unter anderem bei RTL II. Und das, wie es scheint, auch mit großem Erfolg. So schreibt die taz in einem Artikel, die Mitarbeiter der bpb arbeiteten direkt mit den Redaktionen und Autoren zusammen, zum Beispiel bei Themen wie Alltagsrassismus. Diese würden dann in die Sendungen integriert: nicht als platte Belehrungen, sondern als gut eingebettete Aspekte. Ein Beispiel: Kurz vor einer Wahl bauten die Autoren den Wahl-O-Mat in die Handlung von "Berlin Tag & Nacht" ein. Während der Ausstrahlung gingen die Klickzahlen für das Webtool steil in die Höhe. Das Engagement ist für die bpb sehr wichtig, denn TV sei das Leitmedium bildungsferner Schichten.
CCC erweitert seine Strafanzeige gegen Massenüberwachung
Zwei Jahre ist es her, dass Edward Snowden seine Leaks veröffentlicht hat. Und mehr als ein Jahr ist vergangen, seit der Chaos Computer Club (CCC) Strafanzeige gegen die Bundesregierung, die Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, des Militärischen Abschirmdienstes und des Bundesamtes für Verfassungsschutz gestellt hat. Nun hat der CCC erneut nachgelegt und in dieser Woche die Strafanzeige bei der Bundesanwaltschaft zum wiederholten Mal erweitert. Die Hacker haben neuerlich beantragt, wegen der geheimdienstlichen Massenüberwachung endlich Ermittlungen aufzunehmen. Bisher hat sich der Generalbundesanwalt diesbezüglich eher zurückgehalten. Bis heute ist kein förmliches Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Was sich die Hacker davon erhoffen, erklärte Constanze Kurz, eine der Sprecherinnen des CCC:
"Wir wollen eigentlich erreichen, dass der Generalbundesanwalt nicht weiterhin untätig bleibt. Wir glauben, dass im letzten Jahr noch sehr viel weitere neuere Veröffentlichungen hinzugekommen sind, und dass er nicht mehr ignorieren kann, dass zumindest der Verdacht besteht, dass es da zu strafbaren Handlungen gekommen ist. Insofern fordern wir ihn einfach auf, tätig zu werden."
Das gesamte Interview mit Constanze Kurz:
DOWNLOAD MP3 (02:52 | 3,93MB)
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Es geht dem CCC aber nicht nur um den Generalbundesanwalt, sondern natürlich auch um Edward Snowden. Der CCC fordert weiterhin, Edward Snowden endlich - und nicht nur - als Zeugen zu befragen. Auch solle ihm freies Geleit und Schutz vor der Auslieferung in die USA garantiert werden.
Bild: Laughing Dragon von nahtanoj auf Flickr, CC BY