Medien und Meinungen

Ein Finger lässt die Timelines rappeln

05:00 Minuten
21.03.2015
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Wenn wir auf diese Woche blicken kommen wir um ein Thema nicht drumherum: Am Anfang stand eine Geste des griechischen Finanzminister Janis Varoufakis.
Wenn wir auf diese Woche blicken kommen wir um ein Thema nicht drumherum: Am Anfang stand eine Geste des griechischen Finanzminister Janis Varoufakis. Staunend konnte man beobachten, was daraus wurde. Tim Wiese hat noch mal eine Zusammenfassung für uns. Vor allem der sehr interessanten Reaktionen und möglichen Lehren aus dem Ereignis wegen.
Die Diskussion um eine Geste
Ein Finger hat die Timelines rappeln lassen. Die aufgeregte Frage lautete: Hat Yanis Varoufakis Deutschland den Stinkefinger gezeigt? Die Geste war in einem Video zu sehen, das Günther Jauch in seiner Sendung am Sonntag dem Publikum und dem griechischen Finanzminister präsentiert hat. Varoufakis reagierte empört: Es sei alles nur Manipulation, so etwas würde er nie machen.
Jauch vergaß allerdings leider auch zu erwähnen: Varoufakis Aussagen aus dem zwei Jahre alten Video bezogen sich auf die Lage Griechenlands im Jahr 2010. Also aus einer Zeit, bevor das Land Unterstützung von anderen Staaten erhalten hatte. Das kritisierten nach der Sendung viele. Unter anderem der Mann, der das Video anscheinend aufgenommen hat
Zumindest schien Varoufakis ausgefahrener Finger nicht gefakt gewesen zu sein. Oder? Plötzlich behauptete Jan Böhmermann: "Wir vom Neo Magazin Royale haben das Video gefälscht und in Umlauf gebracht." Doch dieser angebliche Fake erwies sich als Schwindel. Das ZDF sah sich zu dem Hinweis veranlasst, dass Böhmermanns Sendung Satire sei und man diese Tatsache in Zukunft vielleicht vorsichtshalber dazuschreiben wolle.
Und was lernen wir daraus, außer dass das Team vom Neo Magazin virtuos mit Medienmechanismen spielt und sie für sich zu nutzen weiß? Markus Beckedahl schreibt in seiner Kolummne auf n24.de einen Appell an uns alle, unsere Medienkompetenz zu schärfen. Paul Wrusch von der TAZ sieht in der Aktion einen Beleg dafür, wie einfach die mediale Erregungs-Spirale in Bewegung zu bringen ist. Und Medienjournalist Stefan Niggemeier gibt sich demütig. Er habe gelernt, dass auch er manchmal nur zu gerne Dinge glaubt, die er glauben will, weil sie so gut in die eigene Sicht passen.
Der Auftritt von Edward Snowden auf der CeBit
Edward Sowden war auf der CeBit aus bekannten Gründen aus Russland zugeschaltet. Er erklärte, dass er nächstes Jahr auch gerne persönlich vorbeischauen würde. Vorher wolle er aber bei Angela Merkel um Erlaubnis fragen. Glenn Greenwald formulierte das spitzer: Deutschland habe die Freiheit fallen lassen, weil es Snowden kein Asyl gewährt hat. Obwohl das Land von Edward Snowdens Enthüllungen mit am meisten profitiert habe.
Den im Saal versammelten IT-Entwicklern gab Edward Snowden eine Warnung vor den Geheimdiensten mit auf den Weg. Deshalb müssten die IT-Spezialisten Produkte mit sicheren Verschlüsselungsmechanismen entwickeln.
Landgericht Frankfurt verbietet Uber Pop
Das Landgericht Frankfurt hat den Fahrdienst Uber Pop deutschlandweit verboten. Die App vermittelt Fahrdienste von und für Privatpersonen. Die Passagiere müssen dafür bezahlen, dass sie mitgenommen werden. Das Gericht sieht darin eine vertraglich geregelte Beförderung mit Entgelt und keine Mitfahrzentrale. Deshalb würden Fahrer einen Personenbeförderungsschein benötigen, den die Privatfahrer aber nicht besitzen.
Uber sieht in dem Urteil eine Niederlage für alle, die sich mehr Auswahl bei ihrer persönlichen Mobilität wünschten. Astrid Mayer vom Manager Magazin begrüßt dagegen in einer Analyse das Urteil. Das milliardenschwere Unternehmen sei nämlich kein Leuchtturm der Share Economy, sondern wälze jegliche Pflichten und Risiken auf Privatpersonen ab.
Bild: A matter of Scale von amira_a auf Flickr, CC BY