Medien und Meinungen

Digitale Ernüchterung versus digitale Überwachung

04:29 Minuten
24.01.2015
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Die Meldungen der Woche weiß diesmal Vera Linß - passend zu unserem Topic war sie auf der Konferenz "Digital Life Design" in München: Dort trifft sich alljährlich auf Einladung des Burda-Verlags die Internetwelt und feiert sich und ihre neuesten Geschäftsmodelle.
Die Meldungen der Woche weiß diesmal Vera Linß - passend zu unserem Topic war sie auf der Konferenz "Digital Life Design" in München: Dort trifft sich alljährlich auf Einladung des Burda-Verlags die Internetwelt und feiert sich und ihre neuesten Geschäftsmodelle. Für Aufsehen hat dort der Auftritt von Uber-Chef Travis Kalanick gesorgt, der mit seinem umstrittenen Taxi-Ersatzdienst nicht nur 50.000 neue Jobs in Europa schaffen will, sondern auch versprochen hat, mit seinem Dienst die Umweltprobleme der Städte zu lösen. Außerdem stellte Michael Breidenbrücker, Mitgründer des Online-Musikportals Last.fm seine neueste Arbeit vor: Eine Software, mit der Onlinediskussionen besser organisiert werden sollen. Wie genau er das jedoch schaffen möchte, darum machte er noch ein Geheimnis - es bleibt also nebulös spannend.

Auch der EU-Kommissar für digitale Wirtschaft Günther Oettinger war auf der DLD in München. Statt Innovations-Spirit verbreitete er aber eher ein Gefühl der Ernüchterung: Seiner Meinung nach habe Europa das Spiel in der IT verloren und müsse nun auf Aufholjagd gehen - dafür will er eine europäische Digital-Union schaffen. Sein Plan "Digital Single Market" soll im Mai veröffentlicht werden und sieht unter anderem einen einheitlichen Datenschutz und einheitliches Urheberrecht vor. Nicht unproblematische Pläne also, doch eines sei klar: Ziel sei nicht, Google eine europäische Alternative entgegenzusetzen - das sei ohnehin aussichtsslos.

Zum Schluss gibt es mal wieder neue Erkenntnisse aus den Snowden-Dokumenten, wie der Guardian in dieser Woche berichtet hat. Auch die Emails von Journalisten der größten englischsprachigen Medienhäuser sind vom britischen Geheimdienst GCHQ ausgespähtausgespäht worden: Im November 2008 hat der britische Geheimdienst innerhalb von nur zehn Minuten 70.000 Emails von einem Glasfaserkabel abgesaugt, darunter Nachrichten von Journalisten der BBC, Reuters, New York Times und der Washington Post. Möglich wurde dies offenbar mithilfe eines bestimmten Filtersystems, das sowohl nach Schlüsselwörtern, als auch nach besonderen Empfängern gesucht hat. Laut Guardian stuft der GCHQ investigative Journalisten offenbar als Bedrohung ein - und zwar gleich hinter Terroristen und Hackergruppen. Für Premierminister David Cameron ist diese Nachricht aber kein Anlass, den Geheimdienst an die Leine zu legen - im Gegenteil: Er will noch weitergehende Überwachungsmöglichkeiten schaffen, so soll etwa die Verschlüsselung von Online-Kommunikation im Notfall untersagt werden dürfen. Das allerdings wäre alles andere als eine positive Innovation.

Foto: 110751683@n02/13334080323">"System Code" von 110751683@n02/">Yuri Samoilov, CC BY 2.0