Martinů Festtage 2015

Antimechanistischer Protest

Der Dirigent Tomáš Hanus
Tomáš Hanus leitet ein Konzert bei den Basler Martinů Festtagen © IMG Artists
15.11.2015
Bohuslav Martinů verstand seine Musik immer als Protest gegen Uniformität und Mechanisierung. In Basel ist ihm seit langem ein Festival gewidmet. An diesem Abend spielt das London Symphony Orchestra unter Tomáš Hanus zwei Sinfonien des tschechischen Komponisten.
In Basel und in Frenkendorf bei Liestal hat der tschechische Komponist Bohuslav Martinů seine letzten Lebensjahre verbracht, sein Spätwerk geschaffen und nicht zuletzt über das Leben des Künstlers in seiner Zeit nachgedacht: "Der Künstler ist immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, seines eigenen und dessen der Menschheit, auf der Suche nach der Wahrheit. Ein System der Unsicherheit ist in unseren Alltag eingedrungen. Der Druck zugunsten von Mechanisierung und Uniformität, dem es unterworfen ist, bedarf des Protestes, und der Künstler hat nur ein Mittel, diesen zum Ausdruck zu bringen, und zwar mit Musik!"
Seit 1995 gelingt es dem Pianisten Robert Kolinsky, dem Schaffen Martinůs gewidmete Festtage in Basel zu veranstalten. , in großen und kleinen Konzerten, in Projekten und Gesprächen an den großen Komponisten zu erinnern, sein Werk lebendig zu halten. Dabei schafft es Kolinsky ein Publikum und vor allen Dingen auch renommierte Orchester und Musiker von der Musik des Tschechen Martinu zu begeistern.
Prominente Gäste konnte das Basler Festival für diesen Abend gewinnen - das London Symphony Orchestra stellt den Symphoniker Bohuslav Martinů vor - gemeinsam mit dem Prager Dirigenten Tomáš Hanus. Das sechs Werke umfassende sinfonische Oeuvre Martinůs entstand ausschließlich in den Jahren seines Exils in den USA, zumeist im Auftrag der großen amerikanischen Orchester und ihrer berühmten Dirigenten oder anderer Gönner.
Die zweite Sinfonie schrieb Martinů für die tschechische Gemeinde von Cleveland/Ohio. Der Anlass war ein denkwürdiger - 1943 wollte man dort am Ufer des Erie-Sees den 25 Jahrestag der tschechoslowakischen Republik begehen - die war allerdings zu dieser Zeit von Nazideutschland besetzt. Erich Leinsdorf, der große aus seiner Heimatstadt Wien vertriebene Dirigent, leitete die Uraufführung.
Die fünfte Sinfonie wiederum entstand im Frühjahr 1946 - in Hoffnung und Planung seiner Rückkehr nach Prag widmete sie Martinů der Tschechischen Philharmonie. Aus der Rückkehr wurde zu diesem Zeitpunkt nichts - doch das Orchester führte das Werk beim Prager Frühling 1947 unter Leitung von Rafael Kubelik erstmals auf.
Martinů Festtage 2015
Live aus dem Stadtcasino Basel, Musiksaal
Johannes Brahms
"Akademische Festouvertüre" c-Moll op. 80
Bohuslav Martinů
Sinfonie Nr. 2 H.295
ca. 20.50 Uhr Konzertpause, darin: Festivalleiter Robert Kolinsky im Gespräch mit Stefan Lang
Bohuslav Martinů
Sinfonie Nr. 5 H.310
London Symphony Orchestra
Leitung: Tomáš Hanus