Markus Beckedahl über Daten-Affäre

Facebook versucht, sich als Opfer zu stilisieren

Ein Facebook-Logo ist auf einem Smartphone zu sehen, davor verlaufen Bahnen wie auf einer Computer-Platine.
Markus Beckedahl: "Hier ist jeder einzelne Bürger gefragt, Alternativen tatsächlich zu nutzen und nicht nur davon zu träumen." © imago / ZUMA press
Markus Beckedahl im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 21.03.2018
In den USA sollen Daten von Facebook-Nutzern widerrechtlich von einer Firma ausgewertet worden sein. Markus Beckedahl, Gründer von Netzpolitik.org, rechnet nicht mit einem Umdenken – weder bei Facebook noch bei den Nutzern.
Laut einem Whistleblower soll die Firma "Camebridge Analytica" auf Daten von bis zu 60 Millionen Facebook-Nutzer zugegriffen haben - ohne deren Einverständnis. Dies sei nur die Spitze des Eisberges, sagt der Journalist und netzpolitische Aktivist Markus Beckedahl. Er rechnet nicht mit einer veränderten Firmenpolitik:
"Ich glaube eher daran, dass Facebook jetzt noch mehr Geld in Marketing und PR investieren wird, um sich als Opfer zu stilisieren. Das machen sie gerade schon. Man sagt, man hätte davon nichts gewusst. Das scheint eine Lüge zu sein, wenn man ehemaligen Facebook-Mitarbeitern mehr Glauben schenken möchte."
Markus Beckedahl, Internetaktivist
Markus Beckedahl, Internetaktivist© imago/IPON
Die Politik habe versäumt, alternative Soziale Netzwerke zu fördern, kritisiert er:
"Wenn Sie heute Soziale Netzwerke nutzen, haben Sie kaum andere Alternativen als Facebook zur Verfügung. Hier hat die Politik leider versagt, Alternativen zu fördern. Bei Messenger-Diensten wie WhatsApp, die ja auch zu Facebook gehören, sieht es anders aus. Dort könnte man zu Alternativen wie Signal oder Threema wechseln, nur viele machen das nicht."
Markus Beckedahl hofft auf die Datenschutzgrundverordnung, die Mitte Mai in Kraft tritt, auch wenn sie noch nicht ausreiche: "Die gibt uns dann schon mehr Rechte gegen Unternehmen wie Facebook, gegen solche Datenskandale vorgehen zu können."
Der Journalist appelliert vor allem an das Nutzerverhalten jedes Einzelnen: "Hier ist jeder einzelne Bürger gefragt, Alternativen tatsächlich zu nutzen und nicht nur davon zu träumen, mal von WhatsApp weggehen zu können, sondern Signal zu nutzen oder statt Google Mail mal Dienste wie Posteo zu nutzen, wo der Datenschutz schon eingebaut ist."

Wie nützlich Daten von Computerspielern für Facebook sind, erklärt Christian Schiffer, Herausgeber der WASD - Das Bookzine für Games-Kultur:

Mehr zum Thema