Mark Benecke: "Mumien in Palermo"

Ein Sherlock Holmes der Neuzeit

Der Kölner Kriminalbiologe Mark Benecke, im Hintergrund ein menschliches Skelett.
Der Kölner Mark Benecke ist der berühmteste Kriminalbiologe Deutschlands. Sein Faible für Insekten, die Leichen besiedeln, hat ihm den Spitznamen "Dr. Made" eingebracht. © dpa/ picture-alliance/ Oliver Berg
Kim Kindermann im Gespräch mit Frank Meyer · 17.11.2016
Mark Benecke ist der vielleicht bekannteste Forensiker Deutschlands. Seine Methode, mit Hilfe von Insekten Kriminalfälle zu lösen, hat ihm den Spitznamen "Dr. Made" eingebracht. In "Mumien in Palermo" erzählt er von seinen spannendsten Fällen.
In "Mumien in Palermo" schildert der Kriminalbiologe Mark Benecke die skurrilsten seiner Einsätze als Forensiker rund um die Welt. Darunter auch die titelgebenden Mumien in Palermo, die dem Leser sogar mit Fotos nähergebracht werden. Nun ist er damit auf Platz 20 der Paperback-Sachbuch-Bestsellerliste des "Spiegel" gelandet. Unsere Literaturredakteurin Kim Kindermann kann das Interesse der Leser gut verstehen.
"Er ist so ein bisschen der Sherlock Holmes der Neuzeit", sagt Kindermann. Benecke verstehe es, sich mit seinen Tattoos und Piercings auch äußerlich als "schräger genialer Kopf" zu inszenieren.
Sein Erfolg begründe sich zum Einen in seinem Fachwissen: "Es macht bei ihm ganz stark was aus, dass er sich in seinem Fachgebiet ganz doll auskennt."
Zum Anderen verstehe er es, den Leser mit wenigen Sätzen in seinen Bann zu ziehen.
"Man hat ganz schnell das Gefühl, man ist mit in diesem Raum", meint Kindermann. "Das macht er so klasse, dass ich mich überwunden habe, Sachen genauer anzugucken, die ich mir vorher nicht genau angeguckt hätte."
In den Katakomben des Kapuzinerklosters von Palermo, wo sich in früheren Zeiten die Noblen der Stadt in ihren Kleidern bestatten ließen, können Besucher die mumifizierten Leichname besichtigen; Aufnahme vom Juli 1997
In den Katakomben des Kapuzinerklosters von Palermo, wo sich in früheren Zeiten die Noblen der Stadt in ihren Kleidern bestatten ließen, können Besucher die mumifizierten Leichname besichtigen; Aufnahme vom Juli 1997© picture-alliance / dpa / Horst Brix
Beneckes Arbeitsmotto lautet: glaube nie dem Offenkundigen, bleibe skeptisch und prüfe nach. Denn für alles gibt es eine logische Erklärung. Allein für diese Geisteshaltung hat Mark Benecke einen Orden verdient. In Zeiten, wo das gefühlte Halbwissen, dank Internet, Rationalität und Fachwissen zunehmend verdrängt.
Und so folgt man ihm gerne, immer tiefer in die Welt der Forensik hinein. Überwindet den eigenen Ekel, selbst den vor winzigen Kriechwesen. Und bleibt am Ball. Auch dann noch, wenn man sich am Ende bestürzt fragt - als er die Mumien aus Palermo beschreibt und ihre Bilder zeigt - ob Verbrannt-werden nicht doch die bessere Beerdigungsform ist? Denn obwohl die Mumien viel über das Leben der Menschheit aus vergangenen Zeiten verraten, ist es doch extrem traurig, in welch mitunter grotesken Positionen sie drapiert sind. Ob das im Sinne der Forschung ist?
Auch solche Fragen lässt "Dr. Made" zu. Und deshalb hier die klare Forderung: Nehmt Mark Brenneckes Bücher ins Curriculum der Schulbücher auf! Denn anschaulicher und lehrreicher als hier kann Biologie nicht sein.

Mark Benecke: "Mumien in Palermo - Als Kriminalbiologe an den dunkelsten Orten der Welt"
Bastei Lübbe 2016
288 Seiten, 18 Euro

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