Mariam Lau über illegale Migration

"Es gibt keinen anderen Weg als Abschreckung"

HANDOUT - Deutsche Marinesoldaten fahren mit einem Boot zu einem überfüllten Flüchtlingsboot auf dem Mittelmmer. Die Deutsche Marine hat am 15.04.2017 in einer Rettungsaktion etwa 60 Kilometer nordwestlich von Tripolis vor der libyschen Küste fast 1200 Migranten im Mittelmeer aus Seenot gerettet und nach Italien gebracht. ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit Nennung "Foto: Bundeswehr/dpa" Foto: Bundeswehr |
Mariam Lau spricht von einem "Shuttleservice": Wenn Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet werden, würden sie nach Europa gebracht. Und wer einmal da sei, der bleibe. © Bundeswehr
Moderation: Korbinian Frenzel · 29.11.2017
Die Journalistin Mariam Lau sieht die Demokratien in Europa durch illegale Zuwanderung bedroht. Wenn die Menschen nicht konsequent zurückgeschickt würden, werde eine demokratische Regierung nach der anderen in Europa fallen.
Misshandlungen, mutmaßliche Sklavenmärkte, gefängnisartige Lager: Die Situation der Flüchtlinge in Libyen habe sich zugespitzt, weil es eine konsequentere Abschottung gibt, sagt Mariam Lau. Libyen sei ein "total rechtloser Raum", und man müsse versuchen, "das bisschen Staatlichkeit" dort auszubauen. Aber:
"Ich fürchte, auf lange Sicht gibt es keinen anderen Weg als Abschreckung. Alle müssen wissen - und es muss dann auch tatsächlich so sein: Wenn ich illegal nach Europa komme, werde ich zurückgeschickt. Erst wenn das klar ist, werden sich nicht mehr so viele Leute aufmachen, zum Beispiel aus Nigeria nach Libyen."
Die Journalistin Mariam Lau
Die Journalistin Mariam Lau© picture alliance/dpa/Jörg Carstensen
Dazu müsste nach Ansicht Laus der so genannte "Türkei-Deal" auf Afrika ausgeweitet werden; auch legale Wege der Zuwanderung müsse es geben, vor allem für Arbeitsmigranten. Zur Frage, warum Europa weniger nachdrücklich "good governance" - gutes Regieren - von afrikanischen Staaten fordere, sagte Lau: Illegale Migration bedrohe letztlich die "good governance in Europa". Der Brexit sei das offenkundigste Beispiel dafür gewesen:

"Europa steht ringsum von Feinden umgeben"

"Jetzt kann man natürlich warten, bis eine demokratische Regierung nach der anderen in Europa fällt. Wenn wir nicht in der Lage sind, illegale Migration zu regulieren, wird das ganz Europa betreffen. Europa steht sozusagen ringsum von Feinden umgeben. (…) Und wenn wir dieses Problem nicht in den Griff kriegen, wird es für Europa ganz eng."
Einen Ausweg sieht Lau im früheren Umgang der USA mit Flüchtlingen aus Kuba: Nachdem viele Menschen auf der Flucht übers Meer nach Nordamerika ertrunken waren, hätten die Amerikaner grundsätzlich jeden Flüchtling wieder zurückgeschickt - aber verbunden mit dem Angebot, 20.000 Menschen pro Jahr für eine Ausbildung oder einen Job ins Land zu lassen. Wenn man das wirklich konsequent durchziehe, "dann kann man einen Wendepunkt einleiten", so Lau. (bth)
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