Marek Janowski mit der Dresdner Philharmonie

Tödliche Eifersucht punktgenau in Musik gesetzt

Ein älterer Herr mit schütterem, grauem Haar im Frack ist von der Seite zu sehen. In der rechten Hand hält er einen Takstock, mit der linken Hand gibt er dem Orchester einen Einsatz. Im Hintergrund sieht man verschwommen das Publikum.
Der Dirigent Marek Janowski liebt die Oper auch konzertant. © Oliver Killig
Moderation: Stefan Lang · 06.04.2019
In wenigen Monaten ist Marek Janowski Chefdirigent der Dresdner Philharmonie. Schon jetzt haben sie einen konzertanten Opernabend bestritten: zwei Einakter des sogenannten "Verismo". Darin verschmelzen rasche Erzählungen mit leidenschaftlicher Musik.
Er empfindet Puccinis Werk als eine Fortsetzung der Wagnerschen Operntheaters, nur mit anderen dramaturgischen Mitteln. Denn das Geschehen wird extrem schnell und zielgerichtet, ja unerbittlich erzählt. Andererseits finden sich auch hier Leitmotive.
Die orchestrale Verzahnung sei grandios, so der Dirigent Marek Janowski. Er habe schon immer eine Leidenschaft für das Werk des Giacomo Puccini entwickelt.

Ein bisschen Realität in der Oper

Im "Verismo" findet sich der Begriff "veritas", die Wahrheit. Es soll auf die realistischere Situationsbeschreibung hinweisen, auch wenn die Oper mit ihrem Gesang niemals ein unverfälschtes Abbild der Realität sein kann.
Und doch wird die große Künstlichkeit der traditionellen Opernhandlung zurückgedrängt. Die Szenen werden wirklichkeitsnaher gezeigt und sollen wie "aus dem Leben gegriffen" wirken. Daher ist die Handlung zügiger gestrickt und die Reaktionen der Figuren entsprechend temporeicher formuliert. "Cavalleria rusticana" gilt als Höhepunkt der Strömung.

Tod auf dem Wasser

Puccini hat neben seinen großen Opern auch drei Einakter geschrieben. "Il tabarro" ist der bekannteste unter ihnen.
Symbolische Überhöhung erhält "Der Mantel". Die Geschichte erzählt von dem alternden Schiffer Michele, der seine junge Frau Giorgetta liebt. Doch nach dem Tod des gemeinsamen Kindes fühlt sie sich zu dem Löscharbeiter Luigi hingezogen. Als Michele durch Zufall davon erfährt, übermannt ihn die Eifersucht.
Den toten jungen Mann wickelt der Schiffer in jenen Mantel ein, mit dem er zuvor immer seine Frau gewärmt hatte. Als diese unter diesen Mantel schlüpft, findet sie darunter der erkalteten Luigi.

Der Fall inmitten der Dorf-Idylle

Pietro Mascagnis Einakter "Cavalleria rusticana" entstand ungefähr 20 Jahre zuvor und war dessen erster und größter Erfolg. Heute wird er häufig mit dem Einakter von Puccini kombiniert.
Diese Geschichte führt den Hörer nach Sizilien, in die Alltagswelt der Bauern. Zwei Paare werden durch Leidenschaft entzweit, denn ein junger Mann, eigentlich fest liiert, verliebt sich in eine junge Ehefrau, die den verreisten Ehegatten hintergeht. Die Liaison fliegt auf und der von der Reise Zurückgekehrte tötet im Affekt - bei einem Kampf in einem Wirtshaus.
Wir freuen uns auf das konzertante, italienische Doppel unter der Leitung von Marek Janowski, der im Sommer 2019 Chefdirigent der Dresdner Philharmonie wird.
(cdr)

Aufnahmen der konzertanten Opernaufführungen vom 8. und 10. März 2019 im Kulturpalast Dresden

Giacomo Puccini
"Il tabarro", Oper in einem Akt

Pietro Mascagni
"Cavalleria rusticana", Oper in einem Akt

Melody Moore, Sopran
Roxana Constantinescu, Mezzosopran
Elisabetta Fiorillo, Alt
Brian Jagde, Tenor
Khanyiso Gwenxane, Tenor
Simeon Esper, Tenor
Lester Lynch, Bariton
Alexandros Stravrakakis, Bass

MDR Rundfunkchor Leipzig
Dresdner Philharmonie
Leitung: Marek Janowski

Blick in den modernen Saal des Dresdner Kulturpalastes.
Ansicht in den neugestalteten Konzertsaal im Kulturpalast Dresden - hier wird Marek Janowski mit der Dresdner Philharmonie häufig zu hören sein. © Christian Gahl / gmp Architekten
Mehr zum Thema