Manu Delago über "Parasol Peak"

Akustische Musik auf 3000 Höhenmetern

Hang-Spieler Manu Delago beim Sommerkonzert-Festival Kulturarena im Volksbad Jena im Jahr 2014
Manu Delago hat sich als Komponist und Soundtüftler ebenso einen Namen gemacht, wie als gefragter Hang-Spieler. © imago/VIADATA
Manu Delago im Gespräch mit Holger Beythien · 11.09.2018
Der Berg, der Bach und der Baum als Instrument, die Band als Bergsteiger, Wanderer und Betrachter. So kann man das neueste CD- und Filmprojekt "Parasol Peak" des in London lebenden Tirolers Manu Delago beschreiben.
"Parasol Peak", so heißt das neue Album des in London lebenden Tirolers Manu Delago, der schon mit Björk, Bugge Wesseltoft oder Anoushka Shankar gearbeitet hat. Als Komponist und Soundtüftler hat sich Manu Delago genreübergreifend ebenso einen Namen gemacht, wie als gefragter Hang-Spieler – ein Instrument, das aussieht wie ein Ufo, mit den Händen gespielt wird und erst Anfang dieses Jahrhunderts in der Schweiz erfunden wurde.
Ein gleichnamiger Dokumentarfilm zeigt die besondere Entstehung des Albums "Parasol Peak": Manu Delago hat sich gemeinsam mit sechs weiteren Musikern, begleitet von einem Film- und Audioaufnahmeteam, auf eine Bergexpedition durch die Tiroler Alpen begeben, um eine Woche lang in verschiedenen "Höhenlagen" acht Musikstücke aufzunehmen. Kompositionen, die vom Sound der akustischen Instrumente und den jeweiligen Naturgeräuschen getragen werden.
Hinter der Idee zu "Parasol Peak" habe der Wunsch gestanden, etwas gänzlich Neues zu schaffen, so Manu Delago im Deutschlandfunk Kultur. Musikaufnahmen in den Bergen, das wusste Manu Delago, haben ihre ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. So sei ihm schon beim Komponieren klar gewesen, dass er sich auf ein Ensemble beschränken müsse, wo jeder sein eigenes Instrument die Berge hoch trägt.
Die Natur selbst und auch Helme oder Wanderstücke wurden zum Instrument – und das Album zum Spiegel der Umgebung. "Je weiter man sich von der Zivilisation entfernt, desto ruhiger ist es geworden und langsamer im Tempo", sagte Manu. "Als wir in der Nacht gespielt haben auf 2500 Meter, da wollte ich keine laute Musik machen. Ich wollte die Tiere und die Natur nicht stören, ich wollte das Projekt sehr respektvoll angehen und keine Spuren hinterlassen."

"Eine super Teamerfahrung"

Beim Spielen sei hinzugekommen, dass sich die Musiker bei den Aufnahmen nicht sehr gut oder auch gar nicht gehört hätten, weil sie sehr weit auseinander standen, manchmal bis zu 100 Meter weit. Und auch der Sichtkontakt wäre oft nur unzureichend gewesen, vor allem auch dann, wenn die Musiker an einem Hang, also quasi "übereinander" gestanden hätten. Dieses visuelle Arbeiten mit unterschiedlichen Formationen war vor allem für den Film sehr wichtig.
Manu Delago, der viel am Computer komponiert, hat auf dem Weg zum Berggipfel das gemeinsame live Spielen wieder für sich entdeckt. "Ich bin so aufgewachsen mit Bands, die zusammen im Raum spielen und das ist ja auch eine uralte Form des Musikmachens." Ihn hätten die Erlebnisse "wieder zurückgebracht zu dem menschlichen Musizieren".
Sein Fazit: "Es war einfach eine super Teamerfahrung und extrem schön, dieses gemeinsam Musizieren in den exponierten Lagen auf dem Berg."
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