Mangel an Auszubildenden im Handwerk

"Das Ganze wächst sich allmählich zu einer Art Wachstumsbremse aus"

Eine Frau bearbeitet einen Holzbalken für ein Musterhaus, aufgenommen am 14.10.2016 auf der Landesbaumesse RoBau in Rostock.
Schieflage: Nur ein Drittel der Schulabgänger beginnt eine Ausbildung, zwei Drittel studieren. © dpa / Jens Büttner
Holger Schwannecke im Gespräch mit Dieter Kassel · 26.06.2018
Handwerkern geht es hierzulande prächtig, die Auftragsbücher sind übervoll. Und doch ist keiner darüber glücklich: Es fehlt an Auszubildenden, die Kunden warten ewig auf einen Termin. Holger Schwannecke vom Zentralverband des deutschen Handwerks weiß, wie allen geholfen wäre.
Fast die Hälfte der deutschen Handwerksbetriebe hat Holger Schwannecke zufolge Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen. "Das Ganze wächst sich allmählich zu einer Art Wachstumsbremse aus – und das ist für uns nicht gut, und das ist für die Kunden auch nicht gut." Jedes Jahr fehlten 15.000 bis 20.000 Auszubildende. Eine Ursache sei "die erhöhte Neigung zu studieren", so Schwannecke, der Generalsekretär des Zentralverbands des deutschen Handwerks ist. "Mit dieser erhöhten Studierneigung geht auch ein Stück Entwertung der dualen Ausbildung einher." Die Gesellschaft, vor allem Lehrer, müssten deutlich machen, "welche hervorragenden Chancen auch in einer beruflichen Bildung im Handwerk liegen".

Keine Balance zwischen Studium und Ausbildung

Dabei gehe es nicht um ein Gegeneinander von akademischer und beruflicher Ausbildung, sondern um mehr Balance, mahnt Schwannecke: "Es leuchtet jedem ein, dass es keine ausgewogene Balance mehr ist, wenn zwei Drittel eines Jahrgangs studieren und nur noch ein Drittel eine berufliche Ausbildung macht. Das war vor zehn Jahren genau umgekehrt." Beide Wege seien aber gleich viel wert: "Genau an dieser Botschaft, an dieser Wertschätzung, die dahinter liegt, da hat es in den letzten Jahren gefehlt."
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